Sonntag, 28. Februar 2010

Rose Melberg & Sophie Ramsay, Paris, 27.02.10

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Konzert: Rose Melberg & Sophie Ramsay

Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Paris, Oliver Peel Session # 18
Datum: 27.02.2010
Zuschauer: etwa 30
Konzertdauer: Sophie Ramsay 25 Minuten, Rose Melberg & Kellarissa



Hach, Herrlich! Klar, was soll ich schon anderes sagen, als: es war wundervoll, traumhaft, zu schön um wahr zu sein. Ich bin schließlich befangen. Glücklicherweise bin ich aber noch nie in die Verlegenheit gekommen, lügen zu müssen, denn mir hat jede einzelne unserer Sessions enorm gut gefallen. Die heutige bildete da keine Ausnahme, denn Rose Melberg sang zusammen mit ihrer Freundin Kellarissa so herzallerliebst, daß man schon ein Herz aus Stein haben musste, um nicht dem Charme der beiden schwarzhaarigen Chanteusen zu erliegen. Ganz ohne Mikro und Verstärker performten sie Songs von den Soloalben von Rose, ein paar Countrycover (u.a. Jolene) und auch ein Lied von Kellarissa, daß die Frau mit dem schicken Pagenkopf auf finnisch (!) vortrug.



Mehr als eine Randnotiz war der Auftritt der jungen, in Paris lebenden Schottin Sophie Ramsay, die den feinen Konzertabend eröffnet hatte. Sie trug zarte Folklieder im Stile von Vashti Bunjan vor und erinnerte mit ihrem entzückenden Kleid und den hübschen Schuhen an eine Romanfigur von Jane Austen. Hatte ich kürzlich geschrieben, daß ich den Kleidungsstil der Engländerinnen nicht mag? - Dummes Zeug! Ich meinte damit natürlich die aufgetaktelten Tussis und nicht solch wunderbar natürliche Persönlichkeiten wie Sophie.

Demnächst noch viel mehr Details, Fotos, Videos, etc...





Setlist Rose Melberg, Oliver Peel Session # 18, Paris:

01: Things That We Do
02: Look Skyward
03: Outlaws
04: Whistle Calling You
05: Homemade Ship
06: Each New Day
07: Sharks
08: Moon Singer
09: Truly
10: Clay Bride
11: Bear In A Cave
12: I Never Will Marry (Carter Family/ Parton & Ronstadt)
13: Dues
14: Taivas On Sininen Ja Valkoinen
15: Take Some Time
16: Jolene (Dolly Parton)

Setlist Sophie Ramsay, Oliver Peel Session # 18:

01: Bidh Clann Ulaidh
02: Song I Never Wrote For You
03: Kent, Connecticut
04: Auld Lang Syne (Scottish Traditional/Robert Burns)

Videos von C. von dieser OP Session (merci beaucoup!):

Sophie Ramsay - Auld Lang Syne

Rose Melberg

- Jolene (Dolly Parton Cover)
- Take Some Time
- Taivas On Sininen Ja Valkoinen (taditioneller finischer Song)



The Cinematics, Kaiserslautern, 27.02.10

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Konzert: The Cinematics (& Beat!Beat!Beat!)

Ort: Kammgarn, Kaiserslautern
Datum: 27.02.2010
Zuschauer: knapp 100
Dauer: The Cinematics 65 min, Beat!Beat!Beat! 35 min


Die Kammgarn in Kaiserslautern ist eine ehemalige Spinnerei, die heute unter Denkmalschutz steht und als Kulturzentrum dient. Das Gelände ist sehenswert, der Cotton Club, in dem die Cinematics spielen sollten, sehr schön und angenehm für Konzerte.

Warum dann an einem Samstagabend in einer Stadt wie Kaiserslautern, die zum einen ein riesiges Einzugsgebiet hat, und in der es sicher nicht so schrecklich viele Ausgehalternativen gibt, nur knapp 100 Leute zu diesem Konzert kamen, ist mir ein Rätsel. Natürlich haben die Cinematics noch nicht den großen Namen wie manche Hypeband, sie hätten den - und mehr Leute aber durchaus verdient. Denn, um es vorweg zu nehmen, das Konzert gefiel mir ausgezeichnet. Und, was viel wichtiger ist, die Schotten erzeugten ganz ausgezeichnete Stimmung, alle auf der Tanzfläche bewegten sich und hatten ganz offensichtlich viel Spaß.

Wie genau das war, und wieso mich die Vorgruppe BEAT!BEAT!BEAT! aus Viersen so begeistert haben, gleich hier!

Setlist BEAT!BEAT!BEAT!, Cotton Club, Kammgarn, Kaiserslautern:

01: Spellbound
02: We are waves
03: Too short (?)
04: Light heavy (?)
05: Bravery
06: Stars
07: Fireworks
08: You're designer

Setlist The Cinematics, Cotton Club, Kammgarn, Kaiserslautern:

01: All these things
02: Keep forgetting
03: Race to the city
04: Wish (when the banks collapse)
05: Hospital bills
06: New Mexico
07: She talks to the trees
08: You can dance
09: A strange education
10: Don't look down
11: Love and terror
12: Break
13: Maybe someday

14: Cinema (neu) (Z)
15: Rise & fall (Z)
16: Moving to Berlin (Z)





Samstag, 27. Februar 2010

Depeche Mode, Düsseldorf, 26.02.10

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Konzert: Depeche Mode (& Nitzer Ebb)
Ort: esprit* Arena, Düsseldorf
Datum: 26.02.2010
Zuschauer: vielleicht 40.000 (nicht ganz ausverkauft)
Dauer: Depeche Mode 105 min, Nitzer Ebb (vermutlich) 60 min


Wenn mich jemand in den 80ern nach einer Lieblingsband gefragt hat, gab es nur eine Antwort: Depeche Mode, nichts anderes! Vorher hatte es ein paar unbedeutende Flirts gegeben, über die ich mich später wunderte, eine kurze intensive Mike Oldfield Phase; die erste große musikalische Liebe waren aber die komisch angezogenen und frisierten englischen Jungs, die mit Vorschlaghämmern auf Autos einschlugen und daraus Hits machten. Und die musste ich alle haben. Für jemanden mit Sammelanfälligkeit (und finanziell okayen Ferienjobs) war Depeche Mode ein Paradies aber auch eine Herausforderung herkulischen Ausmaßes, denn jedes Lied erschien als 7" und als 12" (und einigen wenigen 10"s, die ganz besonders toll waren), oft als Erstauflage in buntem Vinyl und in zig Remix-Varianten. Auch ohne Bootlegs häuften sich da Schallplatten an, für die so mancher Dinosaurier zu Erdöl werden mußte.

Irgendwann änderte sich mein Geschmack - und der der Band, mein Interesse versandete. Vorher hatte ich Depeche Mode zweimal gesehen: 1990 in Dortmund und 1993 auf einem Parkplatz in Garbsen, beide Konzerte waren nach damaligen Maßstäben gigantisch und weltbewegend.

Die 93er Platte Songs Of Faith And Devotion war aber auch die letzte, die ich bewußt gehört habe. Den Nachfolger von 1997 hatte ich zwar noch, mochte ihn aber nicht mehr. Darüber verlor ich auch alles restliche Interesse.

Im vergangenen Jahr kam dann aber die Frage, ob ich nicht mit nach Düsseldorf gehen wolle. Ja, warum eigentlich nicht?

Kurz vorher wurde das Konzert in der damals noch anders heißenden Dingsbums-Arena wegen einer Krebserkrankung von Dave Gahan abgesagt und auf Februar verschoben - eigentlich genug Gelegenheit, sich ein wenig vorzubereiten, denn weil die Setlist (Singular) der Tour (!) nach dem Auftaktkonzert in Luxemburg bekannt war, hätte ich die Stücke der letzten 13 Jahre, die jetzt zum Live-Repertoire gehören, ja einmal hören können. Habe ich nicht, und so kannte ich nur Wrong, die Single des aktuellen Albums, die mir gut gefällt.

Nach irren Staus, einem irren Parkplatz, einer Art Schülerlotsen, die uns Fußgänger über eine Straße vor dem Stadion begleiteten, kamen wir knapp zu spät am Stadion an, tschuldigung, an der Arena. Ausgeschildert war die allerdings wie ein Regionalliga-Stadion, an Türen klebten so wichtige Informationen wie Nummer der Tür und des Treppenaufgangs, sichtbar auszuhängen, um welchen Block es sich handelt, passte wohl nicht ins (durchaus gelungene) Designkonzept. Da ich aber ohnehin der Meinung bin, daß in der Regel Aussehen vor Funktionalität geht, war das schon in Ordnung, und wir fanden ja unsere Plätze.

Die waren sehr weit oben und gaben mir eine sehr ungewohnte Perspektive auf ein Konzert. Unten spielten Nitzer Ebb, die Helden der Electronic Body Music, die aus einer Zeitkapsel entstiegen zu sein schienen. Das war unterhaltsam und ein stimmiger Auftakt, bedeutete mir aber nicht so viel wie sicher vielen im Publikum, weil die Band schon damals nur am Rande zu meiner Musik gehörte. Da Nitzer Ebb auf Wunsch der Hauptgruppe auftraten, hatten sie auch einen ungewöhnlich langen Slot zugewiesen bekommen. Eine Stunde durfte Douglas McCarthy in sein Mikro schreien und lustig über die Bühne gehen, bevor dann um zehn nach neun die Depeche Modes begannen.

Richtig sympathisch war mir da zunächst, daß der ganz große Bühnenschnickschnack U2scher Dimensionen fehlte. Zwei Videowände und ein Metalldings über der Bühne waren alles.

Es begann mit drei Stücken von der aktuellen Platte, von denen ich nur Wrong kannte. Dave Gahans Stimme klang wie immer, der Sound war oben etwas dumpf, im Innenraum aber sicher gut, es passte also bestens.

Mein Konzert begann dann erst mit Walking in my shoes, einem der Songs Of Faith And Devotion. Das neue Album war zu diesem Zeitpunkt bereits abgearbeitet.** Danach wechselte das Programm recht gleichmäßig zwischen den Platten fünf (Black Celebration - ein Meisterwerk) bis neun (Ultra - keine Ahnung), Exciter, das 2001er Album wurde ganz ignoriert**, von dessen Nachfolger wurde nur Precious gespielt.** Eigentlich komisch, oder? Auf mich wirkt das so wie ein Statement "unsere besten Jahre waren Mitte der 80er bis Mitte der 90er - und vom neuen Album müssen wir halt was spielen, machen wir dann am Anfang." Natürlich habe ich nicht erwartet, eine der zahllosen Perlen der ganz frühen Bandphase zu hören, gefreut hätte es mich aber ungemein. Vielleicht dann beim 50. Bandjubiläum...

Mit der Beurteilung der mir weitestgehend unbekannten Stücke tue ich mich schwer. Umgehauen hat mich davon nichts. Die alten Bekannten gefielen mir sehr gut. Sie waren nicht kaputtarrangiert, klangen aber auch nicht verstaubt. Bei all den regelmäßig wiederkehrenden Retrowellen ist es ja auch kein Wunder, daß innovative Musik von damals auch heute noch zeitlos ist (nicht mehr zeitlos sein, ist auch ausgemachter Blödsinn...). Am besten gefielen mir erstaunlicherweise das eigentlich totgenudelte Enjoy the silence, natürlich A question of time und ganz besonders Policy of truth, am meisten im Ohr war mir nach Konzertende I feel you. Aber es gab dann auch noch besondere Knüller: die erste Zugabe zum Beispiel, das von Martin Gore alleine vorgetragene Dressed in black - ein besonderer Moment des Abends! Auch der sehr sehr ruhige Anfang von Personal Jesus, bevor eine Welle rheinischer Fröhlichkeit klatschend zuschlug, war grandios - oder das extrem zurückgenommene und dadurch verflucht charmante Stripped. Etwas lahm war nur Never let me down again.***

Tja, und als alle dann dachten, daß nach Personal Jesus noch ein zweiter Zugabenblock käme, war es sehr unvermittelt vorbei. Ohne Waiting for the night zum Beispiel.

Mit Herzblut bin ich bei Depeche Mode - und auch bei Stadionkonzerten dieses olympischen Ausmaßes - nicht mehr dabei, das haben Alter und unzählige brillante kleine Konzerte versaut. Aber wir hatten einen sehr guten Abend, das Konzert war sehr gut, und Depeche Mode füllen vollkommen zurecht Stadien bzw. Arenen. Sie waren früher die Allergrößten und
altern jetzt in Würde, ohne peinlich zu werden.

Der schönste Moment fand bei Policy of truth statt. Da liefen Videos mit Luftballons. Die (besser als ich) vorbereiteten Leute im Innenraum packten dazu mitgebrachte Ballons aus und hielten die hoch. Und zwar Tausende. Von oben war das ein ganz und gar wundervolles Bild!

Setlist Depeche Mode, esprit Arena, Düsseldorf:

01: In chains
02: Wrong
03: Hole to feed
04: Walking in my shoes
05: It's no good
06: A question of time
07: Precious
08: World in my eyes
09: Insight
10: Home
11: Miles away/The truth is

12: Policy of truth
13: In your room
14: I feel you
15: Enjoy the silence
16: Never let me down again

17: Dressed in black (Martin Gore solo) (Z)
18: Stripped (Z)
19: Behind the wheel (Z)
20: Personal Jesus (Z)


* so heißt sie gerade. Der Laden ändert aber seinen Namen schneller, als man papp sagen kann.
** jedenfalls denke ich das. Ein Lied habe ich nicht erkannt, vielleicht war das von Sounds of the universe
*** vor dem Konzert hatte ich mir nie Gedanken über Texte von Depeche Mode gemacht. Die handeln ja alle von Drogen! Tsss!




Dawn Landes, Paris, 26.02.10

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Konzert: Dawn Landes
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 26.02.2010
Zuschauer: 80-100
Konzertdauer: 50 Minuten


Was für eine wunderbarer Zufall! Oder war es Vorherbestimmung? Erst vor etwa zwei Wochen habe ich nach langer Zeit mal wieder Dawn Landes 2007 er Album Fireproof auf meinem Ipod laufen lassen. Das Werk, daß ich auch als Original CD besitze, fristete bei mir lange ein Schattendasein. Nicht, weil es schlecht war, sondern, weil ich in schöner Regelmäßigkeit CDs ihrer Kolleginnen Laura Gibson, Emily Jane White und Alela Dinae den Vorzug gab. Und nun stelle ich erfreut fest, daß Fireproof ganz vorzüglich ist und viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Perfekt, daß ausgerechnet jetzt Dawn Landes in Paris Halt macht, um Stücke von Fireproof und anderen alten Alben, vor allem aber Neuheiten ihres letzten Outputs Sweetheart Rodeo (2009) zu präsentieren. Ein wunderbarer Zufall, sag ich doch!

Das Konzert war traumhaft schön und Dawn Landes ist eine der hübschesten Sängerinnen, die ich je auf einer Bühne gesehen habe. Dazu ihr charmantes Lächeln, die überbordende Spielfreude und die sympathische Art und Klein-Olli war mal wieder hin und weg. Romantik!!!*

Und auch das Songmaterial war vorzüglich. Natürlich waren mir die Sachen von Fireproof wie das tolle Bodyguard oder Twilight vertauter als die neuen Stücke von Sweet Heart Rodeo, aber auch davon gab es Perlen, die auf Anhieb meine Liebe gewannen. Besonders das fetzige Young Girl wäre hier zu nennen, bei dem sie zum einzigen Mal Unterstützung von einem französischen Drummer namens Nicolas erhielt. Angeblich hätten sie noch nie zusammen geprobt, aber das schien mir geflunkert, denn das Stück flutschte wie geschmiert und zeigte Dawn Landes auch mal von ihrer rockigen Seite. Ohnehin war das heutige akustische Konzert nicht unbedingt repräsentativ für den Sound der Amerikanerin, denn auf den Alben hat sie eine ausgewachsene Band beieinander und variert wunderbar zwischen reduziertem Folksong und Indierock. Man sollte die charmante Frau sowohl auf CD als auch live für sich entdecken, es lohnt sich!

* ein Franzose im Publikum war von Dawn Landes hingerissen: "Dawn, I love you!"- Sie: "I love you too, well...maybe" Er: "Please marry me" - Schweigen im Walde. Köstlich!



Setlist Dawn Landes, La Flèche d'or, Paris:

01: Mud + Stars
02: Woody Guthrie Cover
03: Love
04: Money In The Bank
05: Tired Of This Life
06: Swimm/... /Sail
07: Straight Lines
08: Twilight
09 : Kids In A Play
10: Picture Show
11: Young Girl
12: Bodyguard
13: Kissing Song

14: Tous Les Garçons Et Les Filles




Freitag, 26. Februar 2010

The Drums & Slow Club &, Oh No Ono, Paris, 25.02.10

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Konzert: The Drums & Slow Club & Oh No Ono

Ort: La Maroquinerie
Datum: 25.02.2010
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: The Drums etwa 50 Minuten, die anderen beiden zwischen 30 (Slow Club) und 40 Minuten (Oh No Ono)


Résumé en français ci-dessous



The Drums: g-r-a-u-e-n-h-a-f-t! Und ich dachte schon schlimmer als White Lies geht's nimmer. Eine nervige Poserband ( der mit einer fürchterlichen Stimme ausgestattete Sänger machte auf Ian Curtis, lächerlich!), ohne Ideen und Substanz. Nichts herauzuhören von den tollen, als Referenzen genannten Bands wie The Smiths, Orange Juice und Joy Division. Ägerlich, daß es möglich ist, mit diesem Käse sämtliche Konzerttermine auszuverkaufen! Am 27. Februar im Berliner Lido.

Oh No Ono: Diese Dänen waren gar nicht übel. Ihr psychedelischer angehauchter Pop bot viele Variationen und überraschende Wendungen. Der Gesang erinnerte an MGMT, aber das war zu verschmerzen, denn das Songmaterial war interessant und das Radiohead Cover Weired Fishes ganz vorzüglich. Demnächst ein paar Sätze mehr hierzu.

Slow Club: Das gemischte Duo aus England hatte durchaus Charme. Sie trommelte im Stehen, er spielte Gitarre. Gesungen haben sie beide. Ein nettes Pärchen (ob sie zusammen sind weiß ich nicht, ich rede von der Musik), das ein halbes Dutzend Lieder vortragen durfte. Ich muss mich mal näher mit ihnen beschäftigen, dann kann ich hier noch ein paar Zeilen hinzufügen. Bescheiden sind sie auch. Sängerin Rebecca meinte am Ende: "so wir überlassen die Bühne jetzt richtigen Bands." Mit Hinblick auf die Drums muß man sagen: wären Slow Club doch noch viel länger geblieben!

Ausgewählte Konzerttermine Oh No Ono (ohne Gewähr):

27.02.2010: D:Qliq, Luxemburg
22.05.2010: Prinzenbar, Hamburg
23.05.2010: Comet Club - KarreraKlub, Berlin
24.05.2010: Studio 672, Köln
25.05.2010: Nachtleben, Frankfurt
26.05.2010: 59:1, München

Konzerttermine Slow Club (ohne Gewähr):

26.02.2010: 4AD, Kiksmuide
27.02.2010: Nieuwe Anita, Amsterdam
01.03.2010: Hafenklang, Hamburg
02.03.2010: Spedition, Bremen
03.03.2010: Amp, Münster
04.03.2010: Steinbruch, Duisburg


Setlist Oh No Ono, La Maroquinerie, Paris:

The Wave Ballet
Am I Right?
Swim
The Tea Party
Internet Warrior
Weird Fishes (Radiohead Cover)
Miss Miss Moss


Anmerkung: am Anfang fehlen zwei Titel

Setlist The Drums, La Maroquinerie, Paris:

01: Tears
02: Best Friend
03: Submarine
04: Stupid
05: (Book Of Stories) * war vorgesehen, wurde aber nicht gespielt
06: Make You Mine
07: Skip In Town
08: Jerk
09: Moon
10: Surfing

11: Down By The Water
12: Forever

Pour nos lecteurs francais:

Classé grand espoir 2010 dans les Inrocks de décembre dernier, les New Yorkais de The Drums m'ont déçu sur toute la ligne. Évoquant des références formidables comme The Smiths, Joy Division et Orange Juice les quatre têtes à claques n'ont jamais egalé leurs idoles et ont fait preuve d'une banalité absurde. Leurs morceaux étaient explosifs et efficaces certes, mais sans aucune substance. Le jeu théâtral et prétentieux du chanteur blond m'a énervé dès la premiere note. J'ai eu l'impression qu'il voulait copier les mouvements et gestes robotiques de Curtis, c'était ridicule et même méchant quand on sait que Curtis souffrait d'épilepsie. Musicalement c'était plutôt proche de Echo & The Bunnymen ou des Chamelons Uk, mais sans originalité.
Je dois reconnaitre que la plupart du public (très jeune et féminin en majorité) a adoré et que les musiciens qui se donnaient des airs pendant tout le concert semblaient plutôt sympas et accessibles après celui-ci. Il parait que le créateur de mode et photographe Hedi Slimane soit fan. The Drums sont un phénomène de mode, la preuve!

Beaucoup plus innovateurs, variés et passionnants les danois de Oh No Ono ont donné un concert truffé de chansons pop psychédéliques avec des changements de rythme et de mélodies surprenants et intéressants. Leur propres morceaux ne sont pas mal du tout, mais ce qui m'a le plus impressioné, c'était la reprise formidable de Weird Fishes de Radiohead.

Slow Club enfin, qui ont ouvert le bal à 20 h étaient charmants, souriants et divertissants. Une blonde qui joue de la batterie debout comme jadis Molly Tucker et un mec barbu à la guitare, une formule réussie qui a déjà créé un certain buzz sur internet avec plus d'un million de consultations de profil. Ce n'est pas démérité puisqu'ils ont des morceaux accrocheurs et ludiques.







Mittwoch, 24. Februar 2010

Oh No, Not Again! & Florence & The Machine, Paris, 24.02.10

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Konzert: Oh No, Not Again! & Florence & The Machine

Ort: Les Disquaires (Oh No, Not Again), Le Bataclan (Florence & The Machine)
Datum: 24.02.2010
Zuschauer: 40-50 Oh No, Not Again! ; ausverkauft, d.h. 1500 bei Florence & The Machine

Konzertdauer: 20 Minuten Oh No, Not Again!, 80-85 Minuten Florence & The Machine



Vor ein paar Tagen bekam ich eine e-mail von der in Paris lebenden Schwedin Rebecka, die unter dem Pseudonym Mad Man bereits eine Oliver Peel Session bei uns gespielt hatte. Sie wies mich darauf hin, daß sie am Mittwoch ein Konzert "chez Les Disquaires" geben würde und hocherfreut wäre, mich dort anzutreffen. Ich sagte natürlich zu, denn Musiker, die einmal bei uns im Wohnzimmer aufgetreten sind, behalte ich grundsätzlich im Auge. Das versteht sich sozusagen von selbst.

Am Montag fragte mich dann mein Freund Fabien, ob ich am Mittwoch schon etwas vor hätte. Falls nicht, würde er mir seine gewonnene Karte für Florence & The Machine im Bataclan zuschanzen. Ich kam ins Grübeln, denn ich wollte ja an diesem Tage zu Rebecka. Die hatte mir allerdings gesagt, daß sie nur 20 Minuten spielen würde. Ich solle pünktlich sein, sie fange um 21 Uhr an. Dies ist aber auch die Startzeit für die jeweiligen Hauptgruppen im Bataclan. Eine kleine Zwickmühle. Dennoch nahm ich die Einladung von Fabien an, denn ich wollte mir mal selbst ein Bild von dieser Florence Welch machen, von der ganz Musik-England* redet und schwärmt. Ich bin einfach ein neugieriger Kerl. Die Platte hatte ich nie gehört, nur die zwei Singles, die bei MTV in Dauerschlaufe laufen. Umwerfend fand ich You Got The Love und Rabbit Heart nicht, das Ganze ist mir einfach zu 80 ieslastig. Irgendwie klingt Florence ja wie das Pendant zu Jimmy Somerville. Und wer aus meiner Generation (also steinalte Säcke, auf die vierzig zugehend) hat schon noch Bock auf den Kerl? Keiner, eben! Die jungen Leute sind da unbefangener, die haben die Auswüchse der 80 er Jahre nicht am eigenen Leibe erleiden müssen...

Der 24. Februrar steht auf dem Kalenderblatt und noch immer habe ich keinen Plan, wie ich es managen soll, zwei Konzerte, die zur gleichen Zeit beginnen, an verschiedenen Orten, zu sehen. Spontan fahre ich erst einmal ins Bastille Viertel zu "meiner" Schwedin Rebecka. Die sitzt da gegen 20 Uhr 30 zusammen mit zwei Landsfrauen (hach, diese feschen Schwedinnen, verdammt noch mal!) an einem Tisch und versucht ihr Lampenfieber in den Griff zu bekommen. Sie scheint aufrichtig happy zu sein, mich zu sehen. Etwas kleinlaut erzähle ich ihr, daß ich auch noch ein Kärtchen für Florence & The Machine im Bataclan habe. Sie sagt, daß sie es vollkommen verstehen könne, wenn ich jetzt schon fahre und auf ihr kurzes Konzert verzichte. Das kommt aber gar nicht in die Tüte, denn wenn ich schon hier bin, möchte ich sie auch in Aktion sehen, zumal sie auch ihre neue, hübsche Gitarre bekommen hat. Ich warte. Und warte. Und warte. Der Programmgestalter verschiebt den Auftritt von Rebecka, die inzwischen unter dem Moniker Oh No, Not Again! firmiert, um fast eine halbe Stunde nach hinten. Mist! Gegen 20 Uhr 20 geht es endlich los und ich bekomme immerhin vier von fünf geplanten Liedern mit. Becky wie sie von Freunden genannt wird, performt mindestens genauso toll wie bei der Oliver Peel Session, wo sie viele unserer Gäste restlos begeistert hat. Sie hat eine sehr hübsche Stimme mit jazziger Note und ihr Gitarrenspiel ist variabel und ideenreich. 3 der 4 Lieder kenne ich, eines ist neu. Ihr heutiger Look - an den Füßen trägt sie Waverschuhe wie dereinst Robert "The Cure" Smith- , hat mit ihrer Musik nichts zu tun. Keine Spur New Wave, sondern feiner Singer /Songwriter Folk mit guten Texten. Talent kann ich ihr allemal bestätigen und es wird höchste Eisenbahn , daß sie ihre eigene Webseite oder zumindest ein MySpace-Profil kreiert, denn bisher kann man nirgendwo ihre Musik anhören. Aber es gibt ein kleines Video von der Oliver Peel Session gefilmt mit einem I-phone. Singt sie nicht wunderschön? Hier kann man sich das Ganze anhören. Natürlich miaut unsere dicke Katze wieder in die Aufnahme hinein (nach 1:11 Minuten). Argh!

Es ist schon 21 Uhr 35, als ich Richtung Bataclan aufbreche. Dummerweise muß ich auch 7 Minuten auf die nächste U-Bahn warten, quasi die Höchststrafe in Paris. Im Bataclan komme ich um 21 Uhr 55 an. Wahnsinnig spät also. Der Laden ist knackig voll und es ist schwül warm wie eigentlich immer hier. Ich versuche mich nach vorne durchzuarbeiten, aber etwa in der Mitte breche ich mein Vorhaben ab und sehe den Rest des Konzertes aus relativ weiter Entfernung an. Florence schreit rum, als stünde ihr Leben auf dem Spiel. Bei einem Stück hält sie ihre Stimme sekundenlang. Solche Spielchen finde ich immer eher nervig. Was soll dieses eitle Zur-Schau-Stellen der stimmlichen Kapazitäten? Man kennt das von Heulbojen wie Celine Dion oder Mariah Carey, die auf Teufel komm raus zeigen müssen, was für eine kraftvolle Stimme sie haben. Das macht mich fertig. In den üblen Casting Shows schreien die Mädels auch immer rum, als müssten sie die Jury zu Kleinholz singen. Nicht mein Wetter. Schon nach zwei bis drei Liedern stelle ich fest, daß ich nicht viel verpasst habe, denn der Sound ist mir trotz einer Harfe zu scheppernd und glattgeschmirgelt. Indiemusik ist das nicht und das Publikum sieht auch entsprechend aus. Es wird größtenteils von 20-25 jährigen Mädchen gebildet, darunter auch wieder viele Engländerinnen. Die Stimmung ist allerdings ohne Frage prima, die Leute klatschen alle permanent mit. Mag ich ja auch nicht so gerne. Ab und zu ist das gut und normal, aber systematisches Mitgeklatsche erinnert mich unangenehm an die Hitparade mit Dieter Thomas Heck. So stelle ich mir das auch in einer Touridisko auf dem Ballermann vor.* Das macht mich fertig. Die Hauptdarstellerin auf der Bühne genießt hingegen die Welle der Sympathie, die ihr die Franzosen (und Engländer) entgegenbringen, scherzt rum, hat einen enormen Aktionsradius und brüllt permanent weiter. Ein Kerl neben mir tanzt zu jedem noch so kleinen Beat euphorisch mit und glotzt mich dauernd etwas seltsam an, weil ich stocksteif da stehe und versuche, Fotos zu knipsen. Er denkt sicherlich: "Was ist denn das für ein lahmer Miesepeter?" Das macht mich fertig. Ich wechsele meinen Platz und gelange ein Stück weiter nach vorne, so daß ich die hübschen roten Haare von Florence besser sehen kann. Eine sympathische Erscheinung, diese Senkrechtstarterin aus London! Die Erfole der letzten Monate scheinen sie selbstsicher gemacht zu haben, arrogant wirkt sie hingegen nicht. Ich mag sie. Nur ihre Musik ist irgendwie nix für mich. Dann wird den Leuten auch noch demonstriert, wie sie zum letzten Lied des offiziellen Teils mithüpfen sollen und alle machen mit. Wie im Club Med oder Robinson. Das macht mich fertig. Ich bleibe wie angewurzelt an meinem Platz. Irgendwann hat es sich ausgehüpft und die Truppe verlässt unter tosendem Beifall die Bühne. Zugaben gibt es natürlich auch und das allerletzte Lied, den Hit Rabbit Heart (Raise It Up) kenne ich sogar. Zu dumm, daß die rotharige Beauty die hohen Töne nicht trifft und der ganze Rhythmus des Songs nicht zu stimmen scheint. Aber das ist egal, denn ich weiß zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon, daß Florence The Machine nicht meine Lieblingssängerin wird.

Einem geschenkten Maul schaut man nichts ins Maul, besagt das Sprichwort. Ins Maul geguck habe ich der Chanteuse ja auch nicht, aber
meinen Senf, den gebe ich immer gerne zu allem!

Setlist Florence & The Machine, Le Bataclan, Paris:

01: Coffins
02:Kiss With A Fist
03: Hurricane
04: Lungs
05: Drumming Song
06: Cosmic Love
07: Blinding
08: Ghosts
09: Hospital Beds
10: Howl
11: Dog Days

12: Got The Love
13: Rabbit Heart

Fazit: Die in der Presse hoch angepriesenen englischen Sängerinnen der letzten Jahre sind nicht gerade das Gelbe vom Ei, obwohl es Lichtblicke gibt:

- Kate Nash: scheußlich und zwar in jeder Hinsicht
- Little Boots: ungenießbar, trotz der hübschen Schuhe und der süßen Stubsnase
- Pixie Lott: unerträglich
- La Roux: so grauenvoll wie ihre Haarspray Frisur
- Bat For Lashes: geht so; war mal toll, wird aber immer glatter
- Lily Allen: eigentlich ganz nett. Ihre Lieder kann man gut unter der Dusche pfeifen.
- Adele: nicht untalentiert, aber zu schmalzig
- Florence & The Machine: siehe oben
- Amy Mac Donald: ganz nette Melodien, aber zu flache Texte und Arrangements
- Amy Winehouse: großartig, aber unbeständig (logischerweise)
- Duffy (kommt aus Wales, also nicht England, ich weiß): Amy Winehouse light
- Laura Marling: wundervoll

Wer nach richtig guten englischen Sängerinnen sucht, die kaum in der Presse, dafür aber auf dem Konzerttagebuch besprochen werden:

Sharron Kraus
Sharron Kraus, Paris, 21.05.08

Rozi Plain
Rose Kemp
Rose Kemp, Paris, 23.04.07

This Is The Kit
This Is The Kit, Paris, 09.06.09
This Is The Kit, Paris, 11.03.09
This Is The Kit, Paris, 06.03.09
This Is The Kit, Paris, 26.03.08
This Is The Kit, Paris, 01.02.08

Rachael Dadd
Rachael Dadd, Paris, 11.03.09
Rachael Dadd, Paris, 06.03.09

Essie Jain (lebt nun in New York)
Essie Jain, Paris, 16.02.09
Essie Jain, Paris, 03.10.08

Scout Niblett (lebt ebenfalls in den USA)
Scout Niblett, Paris, 24.05.08
Scout Niblett, Paris, 17.12.07

Blue Roses
Nancy Elizabeth
Nancy Elisabeth, Paris, 09.05.08

Joanne Robertson
Joanne Robertson, Paris, 23.04.08

Serafina Steer
Serafina Steer, Paris, 03.07.09
Serafina Steer, Paris, 28.10.07
Liz Green


* wenn es ein Fußball-Deutschland gibt, warum dann nicht ein Musik-England?
* bezeichnenderweise gibt es ein Livevideo von Florence & The Machine, wo sie in Ibiza rumbrüllt, als wolle sie Anastacia Konkurrenz machen. Klick!



Shearwater, Paris, 19.02.10

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Konzert: Shearwater

Ort: Le Nouveau Casino, Paris
Datum: 19.02.2010

Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: ungefähr 80 Minuten




Am Geburtstag meiner Schwester (Glückwunsch noch einmal!) steppte in Paris musikalisch der Bär. Ich war bei Chokebore, mein Freund Philippe D bei Shearwater. Er hat uns einen französischen Bericht mitgebracht. Merci beaucoup, Philippe!


Les Texans de Shearwater ont fait vendredi soir leur 3ème concert en tête d’affiche à Paris en moins de 18 mois (après la Maroquinerie en septembre 2008 et le Café de la Danse en avril 2009). Cette fois-ci, ça se passait au Nouveau Casino, dont la programmation devient de meilleure en meilleure, et qui affichait complet.

La première partie était assurée par le britannique David Thomas Broughton qui a délivré seul une prestation un peu folle, avant-gardiste et finalement assez réussie : sa technique : des boucles façon Andrew Bird, mais sans violon, avec des superpositions de sons étranges, l’artiste affichant un comportement assez bizarre quoi que tout a fait réjouissant (par exemple lorqu’il a mimé, horrifié, une crampe de toute la partie supérieure de son corps en grognant « the weirdest thing ! »).

Mais c’est bien sûr pour Jonathan Meiburg et sa bande (le batteur-clarinettiste à l’allure de viking et au prénom prédestiné, Thor Harris, la charmante Kimberley à la basse, et deux autres musiciens) que l’on était venu. Une fois de plus, ils ne nous ont pas déçus !

La setlist était consacrée très majoritairement au nouvel album (qui sort la semaine prochaine), The Golden Archipelango et dont au moins 10 titres ont été joués, dont le magnifique Castaways. Malgré le manque de familiarité avec la plupart des titres, le show a été superbe, conduit par la voix majestueuse de Jonathan Meiburg, avec une poignée de morceaux des albums précédents (superbes versions de Rooks, de Home Life et de 74/75 notamment).

Après le concert, les artistes ont passé de longues minutes à discuter avec les fans et à signer des autographes. Malgré une notoriété en forte hausse, ces types sont toujours aussi accessibles et sympas !

Setlist Shearwater, Le Nouveau Casino, Paris:

01: Meridian
02: Castaways
03: Landscape At Speed
04: Rooks
05: Black Eyes
06: Hidden Lakes
07: Corridors
08: White Waves
09: God Made Me
10: Runners Of The Sun
11: Century Eyes
12: The Snow Leopard
13: 74/75
14: Uniforms

15: Home Life
16: ?

17: ?
18: La Dame Et La Licorne

Nicht verpassen! :

Deutsche und Schweizer Konzerttermine von Shearwater (ohne Gewähr):

27.02.2010: Knust, Hamburg
28.02.2010: Magnet Club, Berlin
02.03.2010: 59:1, München
03.03.2010: L'Usine, Genf
04.03.2010: Nouveau Monde, Fribourg

Aus unserem Archiv:

Shearwater, Paris, 13.05.09
Shearwater, Paris, 11.11.08

* Archivfotos by Oliver Peel. Das letzte Bild stammt von Philippe D. Merci!



Dienstag, 23. Februar 2010

Field Music & Le Loup, Paris, 23.02.10

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Konzert: Field Music & Le Loup

Ort: Maison de Radio France, Black Session # 311,
France Inter, Paris

Datum: 23.02.2010
Zuschauer: viele

Konzertdauer: jeweils etwa eine Stunde
, Le Loup ein wenig länger



Eine doppelte Black Session in den Studios von France Inter. Hat es so etwas vorher schon einmal gegeben? Hmm, ich bin wahrscheinlich nicht die richtige Ansprechperson. Meinen Freund Philippe müßte man fragen, der hat nämlich allerhöchstens 5 (von 311!) dieser Sessions verpasst.

Aber kramen wir nicht allzu lange in der Historie dieser live aufgezeichneten Radiosendung rum und konzentrieren uns auf das heutige Programm. Das war nämlich ganz vorzüglich! Um 20 Uhr 15 gingen die Engländer Field Music ins Rennen und um 22 Uhr 05, also zur ansonsten üblichen Zeit durften die Amis von Le Loup zeigen, was sie drauf haben. Moderator Lenoir plauderte Interna aus und schilderte mentale Unterschiede in der Vorbereitung. Field Music seien vor Lampenfieber fast gestorben, Le Loup hingen hätten ganz lässig gewirkt.

Aber die Schüchternheit steht Field Music eigentlich recht gut. Die Gebrüder Brewis und ihre beiden Mitstreiter an Bass und Gitarre waren immer eher Leisetreter und keine Band, die man auf dem Cover des NME finden kann. Dabei hätten sie es in musikalischer Hinsicht verdient gehabt, denn alles, was sie bisher ablieferten ( 3 Alben, eines davon mit "Rarities" und "B-sides") war innovativ, komplex und eigenständig. Eine tolle Band also, die allerdings ein paar Jahre pausiert hat. Die Brewis redeten davon, daß sie sich "proper jobs" suchen wollten. Lange hielten die bürgerlichen Vorsätze nicht, denn schon bald starteten sie die Projekte School Of Language (David Brewis) und The Week That Was (Peter Brewis), die ebenfalls hervorragend waren. Nun aber die Reformation und das neue Doppelalbum Measure ist in diesen Tagen erscheinen. Kurioserweise erfolgte der Einstieg ins Set aber ausschließlich mit alten Titeln. Ohne Pause zwischen den Stücken wurden die alten Perlen Give It, Lose It, Take It , A House Is Not A Home (beide von Tones Of Town) und You Can Decide vom selbstbetitelten Album zur Schau gestellt. Der Sound war ungemein rockig und laut, die Stimme von Peter Brewis, der zunächst Piano spielte, im späteren Verlauf dann aber auch trommelte und Gitarre spielte, kaum zu verstehen. Schade, schade, denn er hat doch ein so hübsches Kehlchen! Auf den Alben klingt er fast wie ein junger Paul McCartney, hier und heute hörte man in erster Linie den lauten Bass und die Gitarren. Im Laufe der Session wurde es aber zum Glück etwas besser, obwohl der Eindruck blieb, daß die Verstärker zu sehr aufgedreht waren. Eine Band wie Field Music, deren Stil man zu Recht oft als Kammer Pop bezeichnet, so rockig, daß viele sofort ihre Ohrenstöpsel in die Gehörgange bohrten, schon etwas seltsam. Leider fehlten auch die Streicher, was Peter Brewis in einer Szene schmunzelnd folgendermaßen kommentierte: "Normally there are strings on this song, but not tonight, so you have to use your imagination"...

Wie waren aber nun die neuen Lieder? Nach dem ersten Hördurchgang natürlich schwer zu sagen, aber auf Anhieb gefiel mir schon einmal der Titeltrack Measure und auch Effortlessly war nicht von schlechten Eltern. Der Titel passt ohnehin gut zum Stil der Engländer, denn ich finde, daß bei Field Music alles so leicht und unverkrampft aussieht. Effortless, ohne großen Aufwand eben. Freilich machen es die Jungs einem nicht allzu leicht, denn Refrains im klassischen Sinne haben die Lieder keine und angestimmte Melodien werden oft wieder unterbrochen. Brüche und Tempowechsel gehören zum Standardrepertoire der Sunderlander und es gab hinterher auch einige Zuhörer, die deshalb nicht sonderlich begeistert von dem Konzert waren. Sie sollten sich gedulden und die Alben oft laufen lassen, denn die Kompositionen entfalten ihren zeitlosen Glanz erst beim x-ten Hördurchgang. Ich bin und bleibe Fan. Tolles Konzert einer sympathischen Truppe!

Setlist Field Music, Black Session # 311, France Inter, Paris:

01: Give It, Lose It, Take It
02: A House Is Not A Home
03: You Can Decide
04: Rockist
05: Shorter Shorter
06: Clear Water
07: Each Time Is A New Time
08: A Gap Has Appeared
09: If Only The Moon Where Up
10: Effortlessly
11: Measure
12: Them That Do Nothing
13: Pieces
14: Something Familiar
15: Share The Words
16: Tell Me Keep It


Nach dem Konzert von Field Music wurden die Zuschauer nach draußen gebeten. Darauf hatte ich aber keine Lust, sondern unterhielt mich lieber ein wenig mit dem sehr netten Peter Brewis. Ich sagte ihm, daß ich seine Band sehr schätze und sie heute sehr laut gewesen seien, was er mit einem kurzen: "Oh, really?" konterte. Er wollte dann auch noch wissen, wie man Point Éphémère aussprechen würde. Dort spielen sie nämlich demnächst. Ich bin dabei!

Schließlich beugte ich mich aber doch den Anweisungen des Personals von France Inter. In dem Laden herrschen strenge Regeln. Nicht nur, daß wir alle rausgehen mussten, nein auch das Fotografieren wurde mir und anderen Hobbyknipsern verboten*, was ich schwerlich nachvollziehen konnte. Könnten Field Music und Le Loup, die nun anstanden, nicht ein wenig PR gebrauchen? Außerdem war das, was Le Loup veranstalteten, absolut sehenswert. Chef Wolf Sam Simkoff spielte zunächst mit einer sogenannten Auto Harp, die ich schon einmal bei einem Konzert der Französin Myra Lee gesehen hatte. Der recht kleingewachsene Bursche mit den rötlichen Haaren und der Brille wirbelte in der Folge wie Rumpelstilzchen über die Bühne, spielte auch Keyboard und rückte sich mit einer Hand immer wieder die Brille zurecht, die ihm ob seiner Rumhüpferei ständig nach unten rutschte (schon mal was von der Erfindung von Kontaktlinsen gehört, Mister Simkof?). Auffällig auch der links (vom Zuschauer aus) postierte Gitarrist mit dem Rauschebart. Er spielte solch herrliche warme Melodien, daß ich mit der Zunge schnalzte! Überhaupt der Sound: so harmonisch, organisch, originell und berauschend.

Ich hatte Le Loup schon einmal zur Tour ihres ersten Albums gesehen, war aber bei weitem nicht so begeistert wie heute. Stufte ich sie damals als "nicht schlecht, ziemlich interessant" ein, war ich heute von Anfang bis Ende hingerissen. Unfassbar wie viele Ideen die Amis haben und wie originell ihre Musik klingt! Klar kann man Parallelen zu Bands wie Yeasayer, Animal Collective, Grizzly Bear, Vampire Weekend, Here We Go Magic, Local Natives, The Dodos und auch den Fleet Foxes ziehen, aber damit ist der Stil von Le Loup nicht beschrieben, sondern nur thematisch eingegrenzt. Und sie haben so viele famose Lieder! Mit dem Album Family haben sie wirklich einen riesigen Sprung nach vorne gemacht. Beach Town ist dufte, aber auch der Morning Song oder Sherpa, mit dem sie das fantastische Konzert mit der dritten Zugabe abschlossen. Le Loup sind der Hammer! Wenn sie in Eurer Nähe auftreten, solltet ihr unbedingt zu einem ihrer Konzerte gehen!

Konzerttermine von Le Loup im grenznahen Gebiet (ohne Gewähr):

26.02.2010: Botanique, Brüssel
27.02.2010: Merleyn, Nijmegen
28.02.2010: Cactus, Brügge
03.03.2010: Le Grand Mix, Tourcoing, Lille
04.03.2010: La Laiterie, Straßburg

Aus unserem Archiv:

Le Loup, Paris, 22.10.08
The Week That Was, Paris, 05.09.08

*Anmerkung: Bei den Bildern handelt es sich um Archivfotos. Nur die Schüsse, die Peter Brewis beim salutieren zeigen, sind neu und mit seinem Einverständnis nach dem Konzert entstanden.


Links:

- Auch das Klienicum ist von Le Loup begeistert und schwärmt (hier!) vom Album Family, obwohl Eike das florale Cover abschreckend findet
.
- Plattentest. de lobt hier! das neue Album von Field Music und verteilt 8/10.



Everybody Was In The French Resistance...Now!, Köln, 22.02.10

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Konzert: Everybody Was In The French Resistance...Now!
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 22.02.2010
Zuschauer: 60 - 70
Dauer: knapp 50 min


Ich muß ein wenig das Nähkästchen bemühen... Als Oliver und ich 2007 Art Brut interviewten, mußte Sänger Eddie Argos glauben, wir seien ganz besonders ausgebuffte Frager, weil wir im Plauderton herausfanden, mit wem er gerade liiert war. Oliver kam in einem Smalltalk mit dem Engländer auf Los Angeles zu sprechen, dann auf The Blood Arm, auf deren schlecht riechenden Sänger und schließlich auf die "heiße Keyboarderin." Natürlich wußten wir nicht, daß Eddie Argos und Dyan Valdés (besagt heiße Pianistin) ein Paar waren, die Reaktionen der kichernden Art Brut Kollegen Freddie und Jasper und dann Eddies gestammeltes "she's my girlfriend" machten es uns erst hinterher klar. Akte 2007 investigativ...

Heute sind Dyan und Eddie nicht mehr bloß ein Paar, sie sind auch eine Band. Eine Konzeptband, um genau zu sein; nämlich eine, die ungefragt Antworten auf Popsongs gibt. Dabei ist es gar nicht schrecklich schlimm, die Originale nicht zu kennen, denn die Antworten sind unterhaltsam genug, um damit einen Abend zu bestreiten.

Im Blue Shell war schon alles bereit, als wir ankamen. Auf der Bühne standen ein Light-Schlagzeug, zwei enorme Keyboards und ein Mikro für Eddie. Der Club selbst hatte sich auch rausgeputzt. Im Herbst hatte das Blue Shell kurz wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, jetzt wirkt alles großzügiger und weniger verbaut als vorher. Warum
allerdings der Laden nach mehreren Monaten noch nach (blauer) Farbe roch, mochte sich mir nicht erschließen.

Zur Marseillaise kamen Eddie Argos, Dyan Valdés und ein Gitarrist mit lustigem Hütchen um 21.15 Uhr
auf die Bühne. "Der Auftakt mit der Hymne kommt auf der Tour ganz unterschiedlich an. In Paris sind wir als erste aufgetreten, da sind alle zur Marseillaise aufgestanden. In London hat einer gebrüllt: 'Ihr seid doch noch nicht mal Franzosen!'"

Furchtbar voll war das Blue Shell leider nicht, dabei sollte doch wirklich bekannt sein, wie unterhaltsam so ein Abend mit Entertainer Eddie ist, besser als ein Mannschafts-Skispringen allemal. Der Laune der Band machte das aber nichts aus, ein fröhliches Naturell und das ein oder andere Glas Rotwein machten die nämlich sehr gut. Eddie trank zwar aus einer Kaffeetasse, vielleicht mag er aber auch nur gerne Henkel...

Das Konzert begann mit dem Titelsong
Creeque allies, einer Antwort auf Creeque Alley von The Mamas & The Papas, in dem es um deren Gründungsgeschichte geht. Creeque allies behandelt dagegen die Entstehung der Französischen Résistance. Everybody Was... covern keine Songs, sie interpretieren sie nicht neu, sie kommentieren das, was in populären Stücken beschrieben wird, wenn sie dafür eine Notwendigkeit sehen. Das ist nicht nur hochgradig nötig, das ist auch großartig! Wie gerne würde ich eine Wunschliste für Lieder abgeben, die solch eine Behandlung nötig hätten. An alle Krieger des Lichts, la la la laaaa.

Eddie Argos hat ein weites musikalisches Spektrum. Also handeln seine Lieder von ganz unterschiedlichen Vorlagen: Kanye West, Michael Jackson, Bob Dylan, Frank Sinatra, The Archies oder Martha And The Vandellas. Die zum Beispiel - eine Motown Band - kannte ich nicht, auch nicht ihren Titel Jimmy Mack. Der Song war aber Auslöser für das ganze Projekt. Eddie gefiel nicht, wie die Sängerin mit ihrem Freund Jimmy umging, also wollte er das
geraderücken. Dyan forderte ihn auf, das auch zu tun - daraus wurde Band, Platte und Tour.

Emotional am wichtigsten scheint dem englischen Sänger (warum nenne ich ihn eigentlich Sänger? Er singt doch nicht) aber die Erwiderung auf Avril Lavigne zu sein.
Deren "hey, ich mag deine Freundin nicht, laß mich deine Freundin sein" und vor allem, daß sie behaupte, Eddies Girlfriend zu sein, führten zu G.I.R.L.F.R.E.N (you know I've got a) - und einem stolzen Lächeln von Dyan.

Daß alles wie Art Brut mit Keyboards klingt, ist alles andere als schlecht, weil ich die englische Band sehr schätze. Wie bei den neueren Art Brut Sachen ist nicht jede
Nummer gleich ein Hit, das macht aber überhaupt nichts, wenn man dauergrinsend zuhört und diesem lustigen Mann mit dem Mikro zusieht. Aber Fixing the charts Vol. 1 enthält natürlich auch echte Kracher. Think twice (it's not alright), die Antwort auf Bob Dylan zum Beispiel. Der wundervolle Backgroundgesang von Dyan kommt dabei ganz besonders toll zur Geltung. Mich erinnert das Lied dadurch an Chumbawamba. Auch ganz besonders großartig ist die eine Abweichung des Konzepts. "Wir lieben Elastica. Das Lied ist keine Antwort auf ihren Song, wir singen über das Gegenteil." So wurde aus Vaseline Superglue.

Am Ende, nachdem sie bereits eine Fake-Zugabe gespielt hatten ("wir tun nur so, als kämen wir zurück"), spielten Everybody Was... dann doch noch ein echtes Cover.
I wanna be your boyfriend ist als eine Art Wiedergutmachung im Programm und als B-Seite auf Platte. Die Band sammelt nämlich damit Gema Gebühren für die Rubinoos, denen Pop-Prinzeßchen Lavigne ihren Hit gestohlen habe.

Eine Band mit Botschaften - das muß also gar nicht gruselig sein!

Setlist Everybody Was In The French Resistance...Now!, Blue Shell, Köln:

01: Creeque allies
02: (I'm so) Waldo P. Emerson Jones
03: Coal digger
04: The Scarborough Affaire
05: Superglue
06: Billy's genes
07: My way (is not always the best way)
08: Hey! It's Jimmy Mack
09: He's a "rebel"
10: Think twice (it's not alright)
11: G.I.R.L.F.R.E.N (you know I've got a) (Z)

12: I wanna be your boyfriend (The Rubinoos Cover) (Z)

Links:

- Everybody Was In The French Resistance...Now! am 18.02.10 in Paris
- Art Brut hier und da
- The Blood Arm live
- ein paar Fotos aus dem Blue Shell



Montag, 22. Februar 2010

Tune-Yards & Mumford & Sons, Paris, 21.02.10

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Konzert: Tune-Yards & Mumford & Sons (Mugison)

Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 21.02.2010
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: Tune-Yards etwa 40 Minuten, Mumford & Sons circa 70 Minuten



Marcus Mumford hat wirklich gut lachen. Überall, wo er mit seiner Band auftritt, räumt er auf ganzer Linie ab und dann ist der Glückspilz auch noch mit der reizenden Laura Marling zusammen! Die war heute im Publikum und sah genau wie die Pariser und zahlreiche Engländer ein unglaublich schmissiges und stimmungsvolles Konzert einer spielfreudigen Band. Die junge Folksängerin hat trotzdem kaum jemand erkannt. Sie hat nun braunes, langes Haar und sieht ganz anders aus als vor 2 Jahren, als sie zusammen mit Marcus Mumford beim Festival "Les femmes s'en mêlent" an gleicher Stelle mit kurzen blonden Haaren auftrat.

Wer einen ausführlicheren Bericht wünscht:

Die Engländer haben uns Deutsche tatsächlich zum häßlichsten Volk der Welt auserkoren (Platz 20 von 20 Ländern). Sich selbst wählen sie großzügig auf Platz sieben, noch vor den Franzosen, die sie auf Platz 9 einstufen. Na, haben die eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Gucken die eigentlich ab und zu mal in den Spiegel?* Allein die Zähne der Briten sind oft so schlecht, daß man sich gruseln kann. Von den bleichen, häßlichen Gesichtern und den Mädchen, die trotz 20 Kilo Übergewicht bauchfreie Tops tragen, die den Blick auf einen käseweißen Schwabbelbauch preisgeben, will ich lieber erst gar nicht reden...

Schon auf dem Flur der Pariser Maroquinerie wird englisch gesprochen. In Horden sind die Angelsachsen gekommen, um Mumford & Sons, die neuen Helden der Indie/Folkszene, zu bewundern. Man sieht etliche tussig aufgestytlte Frauen, die man ansonsten in Paris nicht trifft, zumindest nicht in der Maroquinerie. Natürlich sind es Engländerinnen. Wer sonst würde seine Haare weißblond färben und Klamotten tragen, die teilweise vulgär, teilweise wahnsinnig altmodisch sind? Irgendwie trutschig. Und Jarvis Cocker (auf einem alten Archivfoto), der bekanntlich in Paris lebt, behauptete allen Ernstes in einem Interview: "I think english women are sexier than french woman." Hmm, ich möchte da leise widersprechen, Jarvis...

Aber lassen wir doch am besten diese Feindseeligkeiten und Klischees! Ist doch albern, oder nicht? Deutsche sind ordentlich, Franzosen romantisch, Italiener chaotisch, alles Käse, stimmt's? Bin ich ordentlich? pünktlich? fleißig? diszipliniert? Ein Frühaufsteher? Trenne ich den Müll richtig? Nein, nein und nochmal nein! Und dennoch steht in meinem Pass: Nationalität: Deutsch. Meine Frau, ja die ist in der Tat immer super organisiert! Ordentlich und pünktlich, auch, ja (fleißig eher nicht, aber gehen wir nicht zu sehr in die Details). Und was steht in ihrem Pass: Nationalität: Französisch. Siehste mal!

Was meine Ausführungen eigentlich mit dem Konzert zu tun haben? Auf den ersten Blick nicht so viel, wer allerdings in der Maroquinerie war, wird so einige Dialoge zwischen Marcus Mumford, seinen Bandkumpels und dem französischen Publikum mitbekommen haben, in denen es um ähnliche Klischees ging. "Hey, this joke was quite funny for a french man!" rief Marcus in einer witzigen Szene einem Franzosen entgegen, der einen kleinen Witz gemacht hatte. Bekanntlicherweise necken sich Engländer und Franzosen auch gerne einmal. Engländer halten Franzosen für arrogant und blasiert, Franzosen die Engländer für unkultiviert und... schwul! Ohne Witz! Die ehemalige französische Premierministerin Edith Cresson hat folgenden Spruch einmal öffentlich gebracht: "Die englischen Männer sind fast alle schwul!" Da fasst man sich natürlich an den Kopf. Zu heiß gebadet Frau Cresson? Geht's noch gut? Aber mal zurück zu Marcus Mumford. Der bekannte etwa in der Mitte des fulminanten Konzertes offenherzig: "Irgendwie fühle ich mich außerhalb von England wie ein Wichser, wie ein Idiot. In London selbst fällt mir das weniger auf ("everytime when I'm outside of england, I feel like a wanker"). Dann faselte er davon, daß er ein "proud english man" sei, ruderte dann aber auch immer wieder zurück und ergänzte schmunzelnd: "I'm just joking. We really like Paris and France. It's our first gig in France!" Da log er allerdings. Vor zwei Jahren hatten Mumford & Sons schon einmal im Baron gespielt (ich war dabei) und Marcus hat Laura Marling bereits beim Festival "Les femmes 'en mêlent" begleitet, ebenfalls 2008.

Die britische Band war außerdem so clever, gleich mehrere Male den Banjospieler Winston Marshall zu Wort kommen zu lassen, der in einem sehr ordentlichen französisch kleine amüsante Geschichten erzählte. Dass zum Beispiel der Kontrabassist Ted Twane heute in Pigalle auf Vergnügen aus war, aber nicht genug Geld dabei gehabt hatte, um sich so richtig zu amüsieren. Wie das wohl gemeint war? Hat den Basser etwa eine Hure angesprochen und er stotternd geantwortet: "Tut mir Leid, bin ein armer, englischer Indiemusiker und habe nicht genug Kohle, Baby? Man weiß es nicht so genau...

Aber all dies waren nur lustige Untermalungen des hervorragenden musikalischen Programms, das keineswegs zu kurz kam. Mumford & Sons hatten naämlich von Beginn an keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, daß sie es verdienen, etliche Konzerte auszuverkaufen und immer bekannter zu werden, auch außerhalb des UK. Mit seiner urwüchsigen Kraft und seiner verrauchten, whiskygetränkten Stimme hatte Marcus schon beim Opener Sigh No More klar gemacht, daß er und seine Jungs die Maroquinerie im Sturm nehmen wollen. Seine Gesangeskumpels unterstützten ihn hierbei tatkräftig. Mit weit aufgerissenen Mündern schmetterten sie die stimmungsvollen Refrains aus voller Kehle und entwickelten einen unglaublichen Dampf. Der brechend volle Saal kochte schon nach ein paar Minuten Spielzeit. Nicht nur die Engländer im Publikum sangen die Texte mit. Die Stimmung hätte nicht besser sein können. Das angeschlagene Tempo war über weite Strecken sehr hoch, eigentlich ungewöhnlich für eine Band die in die Schublade "Folk" gesteckt wird. Es gibt sicherlich nur wenige Rockgruppen, die dermaßen zugkräftig auftreten wie Mumford & Sons. Ab und zu gab es natürlich auch einmal eine Ballade fürs Herz und beim Gitarrestimmen ließen sich die Jungs auch ordentlich Zeit zum Verschnaufen. Breit grinsend erklärte Marcus: "Meine Klampfe ist eigentlich perfekt gestimmt, ich muß nur einmal Luft holen." Wer ihn zuvor am Schlagzeug gesehen hatte, wunderte sich darüber nicht. Zweimal hatte er sich hinter die Schießbude begeben und dabei dermaßen aufs Fell eingeprügelt, daß es einem den Atem verschlug. Wie ein Gestörter trommelte er auf das arme Gerät ein und es war eigentlich ein Wunder, daß die Stöcke nicht brachen. Was für ein Heißsporn, dieser Marcus! Er schien urwüchsige Kräfte zu haben und mindestens 200 % zu geben. Die Akustische unter den Arm geklemmt, hüpfte er manchmal wie bei einem Rodeoritt auf einem wilden Bullen über die Bühne. Es war allerdings auch schön, seine Mimik bei den Balladen zu beobachten. Romantischen Blickes streichelte er seine Klampfe und sang herzerweichende Texte. Kein Wunder, daß da Laura Marling dahinschmilzt! Die Chanteuse war allerdings wie erwähnt heute nur im Publikum, aber sicherlich stolz auf ihren großen Teddybären.

Im Set war sogar Platz für einen neuen Song, ich denke es ist das Stück, daß in der Setlist als Untitled gekennzeichnet ist. Und auch das Finale war absolut berauschend. Der Dust Bowl Dance beendete fabelhaft den offiziellen Teil, bevor die vier Mannsbilder unter tosendem Applaus zurückkamen und die Countryballade Whispers in The Dark vortrugen. Aber was heißt schon Ballade? Nach verhaltenem Beginn wurde die Nummer immer schneller, lauter und intensiver, bevor am Ende alle Fesseln gelockert wurden und Mumford & Sons abrockten wie Hölle. Ein Wahnsinnskonzert!

Ach so. Ein Vorprogramm gab es auch. Die mit Kriegsbemalung, einer Ukulele und einem Bassisten auflaufende Amerikanerin Merill Garbus, die unter dem Moiniker tUnE-yArDs firmiert, glänzte mit afrikanisch angehauchten Trommelrhythmen und einem gesampelten Jodelgesang (welche Sprache war das?? meistens englisch, aber sonst?) mit dem sie am Ende des Sets das Publikum in der Maroquinerie mächtig aufheizte. Das war schon sehr speziell und nicht jedermanns Sache. Die Meinungen gingen hinterher weit auseinander. Sie reichten von unfassbar nervig bis zu famos. Möge sich jeder sein eigenes Bild machen.

Den Isländer Mugison schließlich, habe ich komplett verpasst. Ich hatte meinen Freunden von den Boutiques Sonores versprochen, am CD Verkaufsstand auszuhelfen. Letztlich verkaufte ich aber keine einzige CD, sondern hielt nur Schwätzchen und ließ mich von Uschi auf eine Cola einladen. Ich bin schon ein Schlingel...



* auf dem Archivfoto sieht man die Engländerin Hazel O'Connor, die nicht unbedingt als bildhübsch zu bezeichnen ist. Abwerten möchte ich sie deshalb auf keinen Fall, sie war sehr warmherzig und liebenswürdig und das ist natürlich viel wichtiger als Äußerlichkeiten.
*und mit einer Französin verheiratet ist bzw. war, ich weiß nicht, ob sie noch zusammen sind
.


Setlist Mumford & Sons, La Maroquinerie, Paris:


01: Sigh No More
02: Awake My Soul
03: Little Lion Man
04: White Blank Page
05: Lover Of The Light
06: Timshel
07: Thistle & Weeds
08: Untitled
09: The Cave
10: Roll Away Your Stone
11: Dust Bowl Dance

12: Whispers In The Dark

Achtung: Wer ein Konzert von Mumford & Sons in Deutschland sehen möchte, sollte sich beeilen. Tickets gehen weg wie frisch gezapftes Bier an einem heißen Sommerabend. In England ist ohnehin alles ausverkauft.

Deutsche Konzerttermine von Mumford & Sons (ohne Gewähr):

14.04.2010: E- Werk, Köln
15.04.2010: Astra, Berlin
16.04.2010: Backstage Halle, München
18.04.2010: Übel & Gefährlich, Hamburg


Aus unserem Archiv:

Mumford & Sons, München, 02.11.2009
Mumford And Sons, Paris, 24.04.08
Marcus Mumford zusammen mit Laura Marling, Paris, 19.04.08

Links:

- super Videos vom Konzert von Mumford & Sons bei le-hiboo.com. Klick!



 

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