Freitag, 30. November 2012

Konzerte in Berlin für den Monat Dezember 2012

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Ein spannender Konzertmonat erwartet Berlin. Meine Favoriten für diesen Monat sind die PIAS Nites, Caroline Keating, Efterklang sowie Dark Dark Dark.

Anregungen und Ergänzungen sind willkommen!

01.12.12: Florence + The Machine, Arena 
01.12.12: Susanna Berivan + Devil Named Jones, Antje Öklesund 
02.12.12: Caroline Keating, Grüner Salon 
02.12.12: Sinkane + Zulu Pearls, Michelberger Hotel 
02.12.12: Spain, Heimathafen 
02.12.12: Michael Kiwanuka, Astra
03.12.12: Le Pop On Tour mit Fredda+Francoiz Breut, Crystal Club 03.12.12: Jonathan Kluth, Roter Salon 
03.12.12: Lower Dens, Berghain Kantine 
03.12.12: Miss Li, Bi Nuu 
03.12.12: Miriam Bryant, Grüner Salon 
04.12.12: First Aid Kit, Postbahnhof 
05.12.12: Efterklang, Volksbühne 
05.12.12: Wax Tailor, Heimathafen 
06.12.12: Flittchenbar mit Christiane Rösinger, Ja Panik u.a., Südblock
06.12.12: Adrian Crowley, Monarch 
07.12.12: Northern Lite, Astra 
08.12.12: (Me)+ I Am Giant, Comet Club 
08.12.12: Crystal Castles, Postbahnhof 
08.12.12: Phillip Boa, Huxley´s Neue Welt
08.12.12: Captain Planet, Ramones Museum (18h)+Cassiopeia (21h) 
11.12.12: Mina Tindle, Festsaal Kreuzberg 
11.12.12: Stars, Heimathafen 
12.12.12: The Raveonettes, Bi Nuu 
13.12.12: PIAS Nites (I Am Kloot, Lisa Hannigan u.a.), Postbahnhof
13.12.12: Glen Hansard, Passionskirche (sold out)
13.12.12: NAGEL, Bi Nuu
15.12.12: Dark Dark Dark, Bi Nuu 
17.12.12: Moneybrother, Postbahnhof 
18.12.12: Masha Qrella, Ritter Butzke 
20.12.12: Piano Battle, Heimathafen 
20.12.12: ZeitZuBleiben Acoustics 11 (Lüül, Axl Makana), NBI Bar
20.12.12: Mittekill, Ritter Butzke
21.12.12: Peter And The Test Tube Babies, Lido 
28.12.12: To Rococo Rot, Hebbel am Ufer 2 
29.12.12: 17 Hippies, Kesselhaus 
30.12.12: 17 Hippies, Kesselhaus 
01.01.13: Gemma Ray, Volksbühne



Motorama, Paris, 27.11.12

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Konzert: Motorama (AV & El Perro del Mar)
Ort: Le Point Ephémère, Paris
Datum: 27.11.2012
Zuschauer: volle Hütte, wohl etwa 300
Konzertdauer: Motorama: 53 Minuten, El Perro del Mar gut 50 Minuten

 

Es war vor fast genau 10 Jahren. Frankreich stand im Tennis Daviscup Finale gegen Russland. Ich war im Stadion in Bercy live mit dabei. Mein erstes Daviscup Finale überhaupt, leider nicht als Spieler, aber immerhin als Zuschauer. Es läuft das letzte entscheidende Einzel zwischen Paul-Henri Matthieu und Mikhail Youzhny. Gesamt-Zwischenstand ist 2:2, wer jetzt dieses Match gewinnt, holt den Pott für sein Land. Der Franzose spielt zu Beginn sensationell gut, macht auf beiden Seiten Druck und führt schnell mit 2:0 Sätzen. Es ist fast langweilig, so drückend ist seine Überlegenheit. Es fehlt nur noch ein Satz, dann kann Frankreich die Champagnerkorken knallen lassen. Sieht nach einer Formsache aus. Dann aber steigert sich der Russe plötzlich. Youzhny ist ein großgewachsener, etwas tapsig wirkender Bursche mit Stoppelhaarschnitt und rundem Kopf. Seine enorm ästhetische einhändige Rückhand* kommt immer besser, er zieht sie nun immer häufiger durch. Er gewinnt den dritten Satz, verkürzt auf 1: 2 Sätze. Matthieu setzt noch einmal nach, will den Sack zumachen, scheint den vierten Satz und das Match jetzt doch zu gewinnen. Aber die Rückhand von Youzhny kommt in den entscheidenden Momenten gestochen scharf. Wie Laserstrahlen schießen die Bälle in die Hälfte von Matthieu, der den vierten Satz trotz vieler Chancen verliert. Nun kippt das Match komplett. Youzhny feuert aus allen Rohren und gewinnt auch den fünften und entscheidenden Satz und somit das Match. Russland ist Davis Cup Sieger.



Jetzt schäumen die Emotionen über. Matthieu weint wie ein kleiner Junge auf seinem Stühlchen,  Youzhny salutiert wie ein Soldat und wird von seinen Kollegen hoch in die Luft geworfen. Ein Konfettiregen rieselt von oben runter, Musik ertönt (David Guetta, igitt), Präsident Boris Jelzin ist auf dem Platz, jubelt mit den Russen. Die Franzosen im Publikum schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, ein paar Leute werfen aus Frust ihre Sitzkissen durch die Gegend. Ich selbst bin völlig konsterniert, habe mit meiner Wahlheimat Frankreich mitgezittert. Das Bild des weinenden Paul Henri Matthieu, es lässt mich lange Zeit nicht los. Er hat so toll gespielt und doch verloren. Er wird zwei Jahre brauchen, um wieder einigermaßen Anschluß zu finden und diese bittere Niederlage zu verdauen. Die Russen waren gnadenlos. Kampfstark und nervenstark. Brutal effizient. Und dennoch elegant dabei. Jushni verkörpert stilistisch die perfekte Mischung aus Power und feiner Technik.


Seltsamerweise musste ich beim Konzert von Motorama in Paris an genau dieses Tennismatch denken. Sicherlich lag es auch daran, daß mich Sänger Vladislav Parshin optisch stark an Mikhail Youzhny erinnerte. Gleiche Stoppelfrisur, gleicher runder Kopf, ebenfalls groß und schlank, und dennoch ein wenig tapsig wirkend. Amüsanterwiese hatte er zudem weiße Tennisschuhe von Reebok an. Seine Stimme (das Äquivalent zu den Schlägen Jushnis) ist ebenfalls eine Mischung aus Sensibilität, Feinheit und ungemeiner Power. Wenn er ruhig und gesetzt intonierte, klang er wie Stuart Staples, wenn er schrie, hatte man das Gefühl, den leibhaften Geist von Ian Curtis zu vernehmen. Das war Gänsehautfeeling pur und erinnerte mich an die alten Liveaufnahmen von Joy Divsion, bei denen Ian Curtis immer total ausgerastet ist. Irre!

Allerdings startete Parshin stimmlich zunächst ziemlich verhalten und bewegte sich auch nicht sonderlich viel. Die meiste Zeit klebte sein Mund nahe am Mikro und er sang mit geschlossenen Augen. Dann aber, es war gut eine halbe Stunde gespielt, schrie er urplötzlich ein paar Songzeilen aus voller Kehle. Er bekam einen wahren Tobsuchtsanfall, lief wie in Extase nach hinten und tickte völlig aus. In den letzten zwanzig Minuten des Konzertes hatte er sämtliche Blockaden gelöst, war aufgestachelt wie ein russischer Tanzbär. 


Dem Publikum blieb der Atem stocken, als er sich auf spektakuläre Weise wie tot auf den Boden fallen ließ und mit dem Kopf nach unten weitersang. Das kam so überraschend, daß der Effekt bei mir immens war. Ich war total elektrisiert, es war wie in einem Thriller. Mein Herz schlug wie verrückt und auch die Musik zu den Bildern war beeindruckend. Motorama spielten mit 300 Stundenkilometern, ballerten jetzt ihre besten Songs raus und brachten die Zuschauer zum Johlen.

Das Konzert brillierte aber nicht nur durch sein wildes Ende, sondern wusste durchgängig zu überzeugen. Da gab es so viele kleine Details, die zum Gelingen  beitrugen. Die ungeheuer frischen Twee Pop Gitarren, das wild nach vorne galoppierende Schlagzeug, der knarzige Bass, die unverschämt eingängigen Melodien, all dies machte zusammen mit der Grabesstimme von Parshin den Charme des Ganzen aus.




Für die gute Optik sorgte die einzige Frau in der Band. Irene Parshina, höchstwahrscheinlich die Schwester des Sängers. Ein zierliches Persönchen mit einem sexy Bleisitftrock und kessen Dum Dum Girls Strumpfhosen, zu denen sie hochglänzende schwarze Stiefeletten trug. Eine Augenweide, die aber auch ihren musikalischen Part gut spielte. Cool wie eine Hundeschnauze ließ sie ihr Instrument düster durch die Lieder brummeln und schuf so einen schönen Kontrast zu den fröhlichen Gitarren. Sie verzog das ganze Konzert über keine Miene, wirbelte aber gegen Ende ihr blondes Haar ein wenig durch die Luft.



Hinsichtlich des Songmaterials gab es logischerweise wenige Überraschungen. Das aktuelle zweite Album Calendar wurde fast komplett gespielt, zusätzlich gab es noch den ein oder anderen Song, der entweder vom ersten Werk Alps gestammt haben dürfte , ober aber ganz neu und unveröffentlicht war (One Moment wurde auf jeden Fall gebracht).

Highlights für mich Young River ("No one knows this place), To The South, Rose In The Vase (" I spend my days sitting in front of the fireplace, you spend your days dying like a rose in the vase) und Sometimes, bei dem es wie beim Tennis Tränen gab: "sometimes I want to count your tears". Ich muss zugeben, daß auch bei mir ein wenig salzige Flüssigkeit aus den Augen floss, denn obwohl ich zu den flotten Rhythmen und den überschwenglichen Gitarren  durchgängig tanzte, war die Musik doch immer auch von einer intensiven Melancholie durchzogen.




Mir kam ein Gedanke, der mir ziemlich gut gefiel: Motorama klingen, als wäre ein wenig Sonnenlicht in die dunkle Wohnung von Ian Curtis in Macclesfield eingefallen. So als würde es diesem schwer depressiven Menschen wieder etwas besser gehen, als könne er plötzlich wieder Farben sehen. Passend dazu das Cover zum Album, wo man einen friedlichen Bergsee erkennt, auf dem Ruderer ihre Kreise ziehen. Der Himmel ist blassblau, die Atmossphäre entspannt und idyllisch. Ian Curtis lebt in Motorama weiter, er ist neugeboren und wohnt nun in Rostov-on-Don am Kaukasus.

Und Frankreich und Russland haben sich wieder versöhnt. Diesmal spielt nicht Russland gegen, sondern für Frankreich. Talitres aus Bordeaux hat nämlich die Russen gesignt und wird mit ihnen noch glorreiche Tage erleben. Spätestens 2013 werden Motorma in der ganzen Welt explodieren und dann werden sich diejenigen glücklich schätzen, die an jenem 27. November 2012 im Point Ephémére waren.

Ein Wahnsinnskonzert! Mit Sicherheit mindestens genauso denkwürdig wie das Daviscupfinale 2002!

P.S: Ebenfalls spielten die Franzosen AV und die Schwedin El Perro del Mar. AV boten französischen Neo New Wave, der ok war, El Perro Del Mar unsäglich schlechten Elektro Pop. Dabei mochte ich ihr erstes Album sehr. Die Künstlerin hat sich definitiv in die falsche Richtung entwickelt, langweilte mich mit ihrem Lounge Dub zu Tode.

* Wikpedia sagt: "Youzhny has a unique backhand. Many consider his backhand to his best shot"


Mittwoch, 28. November 2012

Konzertankündigung Jens Lekman

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Konzertankündigung: Jens Lekman
Orte & Daten: siehe unten



Leute, die mit Musik nichts am Hut haben, kennen Lekman nur als Plastikbox, als Erweiterung für IKEA Regale. Davon besitze ich keine, obwohl sie sicher schrecklich praktisch sind. Vielleicht könnten man Platten reinstellen, von dem anderen Lekman aus Schweden zum Beispiel, von Jens.

Jens Lekman ist einer der zahlreichen schwedischen Künstler, die uns hier in den letzten Jahren immer wieder extrem begeistert haben. Dabei macht er es einem wirklich nicht leicht, Fan zu sein. Statt Alben veröffentlicht Jens Lekman lieber EPs, zwischen zwei Studioalben können schon einmal fünf Jahre vergehen, so kommt schnell die eindrucksvolle Zahl von drei LPs seit 2004 zustande. Auf Tour geht er sporadisch, viel zu selten für meinen Geschmack. Dabei wäre Verknappung als Verkaufsförderung absolut unnötig; Jens Lekmans Musik ist wundervoll, seine Konzerte ebenso - ich würde ihn nicht weniger mögen, wenn er einmal im Jahr zu sehen wäre und immer neue Platten dabei hätte.

"Over the past decade, few songwriters have dedicated themselves to dramatizing the rise and fall of the heart as brilliantly as Lekman," schreibt Pitchfork. Aber keiner von den anderen wenigen schreibt Titel wie The end of the world is bigger than love oder I'm leaving you because I don't love you oder Every little hair knows your name. Oder Lieder über Drive-In Bingo oder die Suche nach Kirsten Dunst... Im September erschien mit I know what love isn't Jens' drittes Album, im Dezember ist er auf Mini-Tour.

Also...

01.12.12: Frankfurt, Zoom
03.12.12: München, Ampere



Dienstag, 27. November 2012

Shearwater, Paris, 23.11.12

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Konzert: Shearwater (Jesca Hoop)
Ort: La Boule Noire, Paris
Datum: 23.11.2012
Zuschauer: nur halb voll (ich bin Optimist), also etwa 200
Konzertdauer: gut 80 Minuten



Schon verflixt, wenn man die Qual der Wahl hat. Da spielen am 23. November in Paris doch ausgerechnet auch noch 'Allo Darin & Myra Lee gratis im International, aber ich bin schon mit Shearwater verabredet und halte mein Date auch ein.



Andere Fans der Texaner sind da weniger treu. War die Show von Shearwater im Februar 2010 in der 500 Leute fassenden Maroquinerie noch ausverkauft, so fanden sich heute optimistisch geschätzt nur etwa 200 Besucher in der Boule Noire ein. Eine Denkzettel für das weniger gemochte aktuelle Album Animal Joy, Ausdruck einer allgemeinen Krise bei  Indie-Konzerten oder zuviel Konkurrenz am heutigen Tage auf anderen Bühnen der Stadt? Hmm, ich denke eine Mischung aus allen drei aufgezählten Faktoren.



Den musikalischen Höhepunkt hat die Band von Sänger Jonathan Meiburg sicherlich im Jahre 2009 mit ihrem vorzüglichen Album Rooks erreicht, an das qualitativ bisher nichts mehr rankam. Schlecht waren The Golden Archipelago und das 2012 Werk freilich nicht, aber einen gewissen Abschwung muss man dennoch nüchtern konstatieren. Dabei war ich 2009 davon überzeugt, daß die Gruppe noch deutlich größer und bekannter werden und es nur noch nach oben gehen würde. Aber ich lag falsch, weiß ohnehin nicht was ein breiteres Publikum mag oder nicht.



Das wichtigste ist eh, daß Shearwater nach wie vor eins sind: toll. In der Boule Noire zu Paris haben sie dies wieder einmal bewiesen. Von Anfang an machten sie wahnsinnig viel Druck, feuerten aus allen Rohren und klangen nach saftigstem Indierock und viel weniger nach Folk als damals. Alle ruhigen Elemente und Instrumente sind inzwischen verschwunden. Es gibt keinen Kontrabass mehr, auch keine esoterischen Flöten, keine mysteriösen Töne, die dadurch entstehen, daß ein Geigenbogen durch ein Xylophon gezogen wird und viel weniger Pianotracks. Shearwater 2012 das ist Rock pur. Wer befürchtete, Jonathan würde mit seinen Pianoballaden Chris Martin immer ähnlicher, kann aufatmen, in diesem Jahr speit der schlaksige Bursche Feuer, schreit rum wie ein Gestörter. Und das ist auch gut so, denn live berauscht nur weniges so gut wie kompromissloser, auf den Punkt gespielter Indierock ohne Schnörkel. Leute, die es geil finden, wenn ihre Ohren hinterher rauchen, kamen hier voll auf ihre Kosten. Vor allem das Schlagzeug knallte brutal laut aus den Boxen und die Gitarren und verzerrten Synthieparts erreichten ebenfals enorm hohe Werte auf der Dezibel-Skala. Für Meiburg war es dennoch kein Problem, über diese Gitarrenwände drüber zu singen. Er hat ein solch lautes und kraftvolles Gesangesorgan, daß er sicherlich noch einen Presslufthammer übertönen könnte. Dabei beherrscht er natürlich auch die leiseren Töne perfekt und sein Falsettgesang verdiente sowieso Schönheitspreise. Meistens sah man ihn heute aber mit weit aufgerissenem Mund und kämpferischer Pose.



Das Publikum dankte ihm und seiner Band den vollen Einsatz, die 200 Besucher klatschten und johlten regelmäßig euphorisch, wenn ein Song beendet wurde und hinterher sprach Meiburg noch ganz angetan auf glaubwürdige Weise von der "great crowd in Paris".



Ich persönlich amüsierte mich ebenfalls gut und konnte auch ein paar Highlights benennen. Das früh gebrachte Animal Life hatte berauschende Wirkung und bewies, daß das neue Album so schlecht nicht ist, Castaways vom Vorgänger kam herrlich melancholisch rüber und Open Your Eyes entwickelte sich überraschend gegen Ende zu einem wahren Killersong mit einem umwerfenden Instrumentalpart.


You As You Were war schnörkelos, catchy und flott, während Insolence subtiler aufgebaut war. Der Schlagzeuger hatte hier zunächst einen sich ständig wiederholenden Trommelrhythmus zu spielen, bevor Meiburg mit sanfter Falsettstimme einsetzte. Erst später wurden die Gitarren lauter, der Gesang von Jonathan fordernder. Es war ein ständiger Wechsel zwischen leisen und lauten Passagen. Für Leute die nur direkte zündende Songs mögen, war das wohl eher nix, aber ich empfand dieses mindestens 8 Minuten dauernde Stück als eines der spannendsten.


Unbedingt hervorzuheben auch die (halbe) Ballade für Jesca Hoop, die auf vorzügliche Weise solo in den Abend eingeleitet hatte (Born To in der langsamen Akustikversion absolut traumhaft!) und das ungemein stimmungsaufhellende Star Of The Age, bei dem sich die Band in einen regelrechten Rausch spielte.



Die Hits von Rooks kamen erst gegen Ende, genauer gesagt im Zugabenteil,  dann aber geballt. Leviathan Bound solo am Piano war atemberaubend intim, The Snow Leopard mit Band traumhaft schön und Rooks, das nach Black Eyes vom Album The Golden Archipelago perfomt wurde, verdiente nach wie vor die Krone des besten Lieds im Set. Nie haben Shearwater ihre Stärken mehr zur Geltung gebracht als hier, nie klang der Gesang von Meiburg berührender, die Melodie einschmeichelnder als auf dieser Perle. Es folgte noch das rockige Century Eyes und die Messe war gelesen.

Toll war's, wie immer bei Shearwater! Diese Band ist live einfach eine Bank.



Crooked Fingers & Horse Feathers, Berlin, 26.11.12

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Konzert: Crooked Fingers & Horse Feathers
Ort: Monarch, Berlin
Datum: 26.11.2012
Dauer: Crooked Fingers 40 min, Horse Feathers 70 min
Zuschauer: ca. 80-100


Wenn man alles richtig machen will, fast zwanghaft, so misslingt es leider oftmals. So geschehen auch an diesem Montag in Berlin. Ich musste ja unbedingt die Akkus meiner Kamera neu aufladen - und habe diese dann doch auf dem Küchentisch liegen gelassen. Das fiel mir aber erst auf, als der Point of no return überschritten war. Innerlich hoffte ich auf all die Smartphones um mich herum, die ich bitten wollte, mir doch mit ein paar Bildern auszuhelfen. Aber wohin ging heute Abend die Reise? Zu den Horse Feathers, welche ich schon seit Jahren kenne (radioparadise.com sei Dank!). Endlich sollte ich sie nun live erleben. So lernte ich auch zugleich den Monarch kennen. Ein kleiner aber feiner Indie-Schuppen mit rustikalem Charme direkt am Kottbusser Tor. Kreuzberg ist mehr und mehr die Hauptadresse für besondere und schöne Konzert(t)räume.

In der Ecke des Monarch erwartete mich eine Mini-Winzig-Bühne, welche aber charmant vollgestellt war. Zu erst betraten die Crooked Fingers die Bühne - an diesem Abend bestehend aus Eric Bachmann nebst Liz Durrett. Seine Akustikgitarre wirkte ein wenig klein für den wuchtigen und muskulösen Mann, aber es hatte nichts peinliches an sich. Schließe ich die Augen bei ihrer Musik, so kommen mir unendliche Highways und die endlose Weite der amerikanischen Provinz vor Augen. Dabei habe ich gar keine Ahnung, wie es in Wirklichkeit in North Carolina aussieht. Bei einem Lied muss Eric selbst schmunzeln: Er würde es sonst schneller spielen, hat aber vorher noch sechs Currywürste gegessen. Ich glaube es ihm gerne. Seine 60er-Jahre Brille gefällt mir gut. Noch besser aber das Zusammenspiel mit Liz. Ihre wundervolle Stimme erinnert mich an jemanden, den ich sehr mag. Ich brauche ein bisschen Zeit, bis ich das richtig zuordnen kann: Anna Ternheim. Kurz bevor das Duett zu Sleep All Summer beginnt, dringt das Moloch Berlin mit Sirenenlärm ein, auch scheint das Instrument von Liz zu streiken, und selbst beherztes Schütteln löst das Problem nicht. Eric versucht sie dabei mit "You have the power - you are american" anzustacheln. Ohne Erfolg. Die Gitarre bleibt stumm. Es ist auch so ein tolles Lied und Eric´s und Liz Stimme ergänzen sich herrlich. "Why won´t you fall back in love with me". Mich ergreift es. Für ihre erklatschte Zugabe verlassen beide die Bühne und singen ohne jegliche Verstärker. Lieben Dank an das tolle Publikum an diesem Abend, dass es so gut gelang. Verdient gibt es tosenden Applaus am Ende ihres Sets. 


 

Nach einer Viertelstunden kommen die Horse Feathers zu fünft auf die Bühne. Es fällt direkt auf, dass Justin Ringle eine junge Band um sich gescharrt hat. Zuletzt haben mich Einar Stray beeindruckt, die ich ähnlich alt einschätzen würde. Die Stimme von Justin hört sich vertraut an, kenne ich sie doch schon seit 2006 oder 2007. Damals auf einem tollen kanadischen Radiosender, dem ich viele Inspirationen zu verdanken habe. Das Schlagzeug wird mal gepinselt, mal geklöppelt, mal geschlagen. Vielleicht manchmal einen Tick zu dominant - erstickt es doch   Justin´s anfangs leise Stimme. Die Streicher nutzen ihre Chance und fordern auch nach mehr Power bei der Tontechnik. Trotz dessen wirkt es nicht überladen. Für seine Möglichkeiten bietet das Monarch einen ordentlichen Klang. Die Musiker wechseln fleissig ihre Instrumente. Dustin Dybvig zwischen Schlagzeug und E-Piano, Nathan Crockett zwischen Violine, Mandoline und der tollen singenden Säge. Ein schöner Moment ist, als auch Angie Kuzma ihre Violine zur Seite legt und zusammen mit Nathan die Sägen singen lässt. Die Zuschauer schauen allesamt zufrieden und wie sagte Oliver Peel so schön in seinem Konzertbericht von seinem Pariser Wohnzimmerkonzert: beseelt. Ja - das trifft es sehr gut. Eine kleine heile Welt. Die Fensterscheiben des Monarch beschlagen immer mehr und so fällt es leicht das triste Berlin im November der tollen Wohnzimmeratmosphäre des Monarch einzutauschen. Ein paar Mädchen malen an den Scheiben herum. Die Band wirkt noch so unverdorben. So ganz anders als die typischen Party-Party-People. Mit Finch On Saturday kommt das Lied, mit welchem ich die Band und die Stimme von Justin kennenlernte. Großartig! Die Streicher, das Schlagzeug, die Akustikgitarre und zwischendrin immer mal Mandoline und Banjo - eine tolle Mischung, an der ich mich nicht satt hören kann. Nach 1/2 Stunde rinnt Justin der Schweiß über das Gesicht - seiner Einschätzung nach herrschen auf der Bühne so um die 150 Grad (Fahrenheit). Die Band versteht es eine dramatische Energie aufzubauen, die sich dann im Laufe der Zeit doch wieder friedlich mit uns versöhnt.

Die Horse Feathers sind eine begnadete Live-Band. Es würde mich nicht wundern, wenn sie bald größere Säle füllen würden. Verdient hätten sie es.


An diesem Abend blieben wohl sämtliche Smartphones in den Taschen. Ein Kompliment für die Bands.

Setlist Horse Feathers, Monarch, Berlin: 

01: Working Poor 
02: Dustbowl 
03: Belly of June 
04: Last Waltz 
05: Starving Robins 
06: Bird On A Leash 
07: Finch On Saturday 
08: Fit Against the Country 
09: Where I´ll Be 
10: The Drought 
11: Curs in the Weeds 
12: Better Company 
13: Cascades 

14: New Song (Z)

Montag, 26. November 2012

Les concerts de la semaine à Paris du 26.11. au 02.12. 2012

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Les concerts de la semaine à Paris du 26.11. au 02.12. 2012


Encore une semaine de concerts ultra chargée! Le concert que j'attends le plus aura lieu ce sir au Trianon. La sublime parisienne Mina Tindle va, ensemble avec son groupe, couronner son année très riche en succès avec un concert certainement inoubliable!

26.11.2012: Hey Rosetta!, La Flèche d'or
26.11.2012: Ollie Joe, Release Party, Le Pop In, gratuit
26.11.2012: Triggerfinger & Biffy Clyro, Divan DuMonde
26.11.2012: Mina Tindle, Le Trianon
27.11.2012: Balthazar, La Cigale

27.11.2012: Denovali Label Night avec Poppy Ackroyd & Carlos Cipa, Espace B
27.11.2012: Lilimarche, L'Orphée 20 h 30, entrée libre
27.11.2012: Lower Dens, Nouveau Casino


27.11.2012: El Perro Del Mar & Motorama, Point Ephémère 
28.11.2012: Showcase Fnac Ternes, Andy Burrows, 18 h, gratuit
28.11.2012: Showcase Fnac Montparnasse, Mina Tindle, Lescop & Christine & The Queens, 17h 30, gratuit
28.11.2012: The Holiday Crowd, Le Pop In, gratuit
28.11.2012: Rebekka Karijord & Fiodor Dream Dog, Espace B (Gals Rock On Stage)
28.11.2012: First AidKit & Idiot Wind 
29.11.2012: The Dandy Warhols, Trianon
29.11.2012: Nits, Café de la Danse

29.11.2012: One Lick Less, La Fabriques des Balades Sonores, showcase gratuit
29.11.2012: The Hives, Le Zénith
29.11.2012: Deerhoof, Divan Du Monde

29.11.2012: Hartzine & Mu présente: Led Er st & 202 Project, Espace B
29.11.2012: The Civil Wars, Point Ephémère, annulé

29.11.2012: Phoebe Jean & The Air Force,Hotel W-Paris Opera, 22 h, gratuit sur liste
29.11.2012: Pendentif, La Flèche d'or, gratuit
30.11.2012: Prince Rama & Holy Strays, Espace B
30.11.2012: Education Française: avec The Popopopos, Saint MIchel, Melody's Echo Chamber & Issac Delusion, Espace B, 8 Euro
30.11.2012: Dan Mangan Jason Collett, International
01.12.2012: Crystal Castles, Le Trianon, complet
01.12.2012: Local Natives, Point Ephémère, complet

01.12.2012: Happy Mondays, Le Trabendo
01.12.2012: I Heart Sharks, International
01.12.2012: Slow Club, La Maroquinerie
01.12.2012: Fidlar, Espace B
02.12.2012: Showcase 2:12 AM , La Fabrique des Balades Sonores, gratuit
02.12.2012: Dark Dark Dark, La Maroquinerie, complet

02.12.2012: Mac Demarco & Chris Cohen & Arlt, Point Ephémère


Hanne Hukkelberg, 21.11.12

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Konzert: Hanne Hukkelberg
Ort: L'Espace B
Datum: 21.11.2012
Zuschauer: verdammt, leider nur 25
Konzertdauer: eine Stunde


Endlich mal wieder Hanne Hukkelberg live in Paris!



Von ihrem Auftritt im Vorprogramm von Wilco 2012 mal abgesehen, war die talentierte Norwegerin nun seit nunmehr fünf (!) Jahren nicht mehr in der Stadt des Lichts. Ein so langes Fernbleiben müsste ja eigentlich zu einem riesigen Publikumsinteresse führen, aber die Qualitäten der zierlichen Skandinavierin sind wohl nicht ganz nach Indie-Paris vorgedrungen. Lediglich 25 Fans fanden sich im Espace B ein, viel zu wenig um eine angemessene Kulisse für eine solche Ausnahmekünstlerin zu bilden.

Ich selbt trudelte auch ziemlich spät am Ort des Geschehens ein, weil ich vorher noch bei einem Showcase der Wienerin Clara Luzia war. Zu Hanne kam ich dann aber doch noch pünktlich, nahm auf einem einsamen Stuhl am linken Bühenrand Platz und versuchte mich nur auf das Konzert zu konzentrieren und alles andere auszublenden. Ich sah nicht in den fast leeren Zuschauerraum, störte mich auch nicht weiter an dem funzeligen roten Licht, welches das Fotografieren enorm erschwerte und riss mich zusammen, um nicht über den saturierten und zu basslastigen Sound zu fluchen. Gerade in den ersten dreißig Minuten kamen verzerrte und dröhnende Geräusche aus den Boxen und minderten den Hörgenuss. Das war schon etwas bitter, zumal Hukkelberg mit eigenem Soundmenschen angereist war.

Im zweiten Teil des Konzertes waren aber weniger störende Töne zu beklagen und man hörte auch die fabelhafte Stimme von Hanne nuancierter.


Hukkelberg, ihre sexy Drummerin/Keyboarderin (die rosa Strumpfhose, der knackige Hintern, wow!) und ihr dezent agierender Gitarrist spielten allerdings auch deutlich lauter auf, als ich das erwartet hatte. Hier und heute hörte man weniger Jazz oder Folk wie in den frühen Tagen, sonderen düsteren, gefahrverheißenden Indierock mit verzerten Gitarren im Stile von PJ Harvey in ihrer rebellischen Phase. Besonders die Drummerin war angriffslustig, hieb mit viel Wucht und im Stehen auf ihre Drums ein und stieß bisweilen martialische Kampfschreie aus. Auch Hanne selbst intonierte nicht so samtweich wie insbesondere auf ihren ersten beiden Alben, sondern sang oft  mit weitaufgerissenem Mund. Ihre stimmliche Bandbreite war beeindruckend. Sie beherrschte alle Töne. Die hohen, die weichen, die choralen. Mal klang sie eher wie St Vincent, dann aber auch wieder wie Björk, meistens jedoch wie sie selbst. Hanne ist einzigartig, das sollte man wissen,


Die Stimmung der Lieder war oft schwer und schwül, fast stonerrockig. Man fühlte sich dann wie auf einem Roadtrip durch die Wüste in Mexico, mit schweren müden Augen, einem alten Wagen und Angst im Bauch. Kennzeichend dafür der starke Track Bandy Riddles, der schleppend begann, aber gegen Ende sehr druckvoll wurde.


The Time And I What We Make wiederum trug Spurenelemente der verwunschenen, psychedelischen Welt von Grizzly Bear ins sich und war nur schwer zu greifen. Ohnehin war das hier kein kommerzielles Popkonzert mit runden Popmelodien und Texten zum Mitsingen. Das wäre der Norwegerin zu banal, bei ihr ist alles vielschichtig, um die Ecke gedacht und dadurch teilweise etwas sperrig. Daran sollten sich aber wahre Fans nicht stören, im Gegenteil. Wer Hukkelberg genießen will, muss ihren Liedern Reifezeit lassen, sie an sich wachsen lassen.


Typisch für die meisten Stücke war, daß sie höchstens mittelschnell voranschritten, sich aber in schöner Regelmäßigkeit verdichteten, wie zum Beispiel das hervorragende Midnight Sun Dreams.


Anrührendstes Lied im Set war allerdings die traumversunkene Ballade Erik von ihrem letzten Album Featherbrains, von dem die meisten Songs stammten. Schön aber, daß mit Break My Body auch ein alter Liebling gespielt wurde. Er klang etwas anders als auf Platte, aber Hukkelberg hat sich eben weiterentwickelt, ist nur noch ansatzweise die klassisch ausgebildete Jazzmusikerin, die sie mal war.

Abschließend möchte ich auch das kampfeswütige My Devils nennen, das so klingt wie Bat For Lashes, wenn diese gut wäre. Einer der einprägsamsten Songs in einem Set, das zwar nicht unbedingt euphorisierend, aber sehr intensiv war. Sacken lassen und die CDs immer mal wieder hören, so die Devise. Und Hanne, lass uns nicht wieder fünf Jahre auf dich warten!

Setlist Hanne Hukkelberg, Espace B, Paris

01: Featherbrain 
02: Seventeen
03: Bandy Riddles
04: Salt Of The Earth
05: The Time And I What We Make
06: Noah
07: Midnight Sun Dream
08: No Mascara Tears
09: No One But Yourself
10: Erik
11: Too Good To Be Good
12: Break My Body
13: My Devils

14: You Tube
15: I Sing You




Wild Nothing, Köln, 25.11.12

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Konzert: Wild Nothing
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 25.11.2012
Dauer: Wild Nothing genau 60 min, EFTB gut 25 min
Zuschauer: knapp 100



Was ist das beste Mittel gegen ein doofes Wochenende? Ein versöhnlicher Konzertabschluß am Sonntagabend. Wild Nothing aus Virginia kamen heute gerade recht, Dreampop funktioniert nämlich bei mir so gut wie Eigenblutinfusionen bei Radfahrern.

Ich war früher als geplant im Gebäude 9, weil der eigentlich angesetzte Support eine Panne hatte und absagen musste und dafür kurz vorher Entertainment For The Braindead als Ersatz angekündigt worden war. EFTB ist Julia Kotowski, eine Kölner Singer / Songwriterin, die mittlerweile in Berlin lebt. Sie ist zur Zeit in Köln und spielt da Wohnzimmerkonzerte - auch heute abend - konnte aber das heutige nach hinten verschieben und im Gebäude 9 einspringen (Julia hat auch bereits zwei Oliver-Peel-Sessions gespielt, Links sind unten!).


Irgendwie war auch das heute ein Wohnzimmerkonzert, es waren während ihres Auftritts nämlich leider nicht viel mehr Leute da, als in eine übliche Stube passen. Außerdem habe ich langsam das Gefühl, dieses Jahr häufiger im Gebäude 9 als auf meinem Sofa zu sein. Wohnzimmerkonzert also in jeder Hinsicht.

Julias Lieder werden mit vielen Instrumenten und mit einer Loop-Maschine erzeugt. Ihr leiser Gesang und die Instrumentschichten sind sehr sehr schön und wirkten auch nicht allzu verloren im weitestgehend leeren Saal. Ich kannte bei weitem nicht alles von ihren sechs Liedern, am besten gefiel mir das vorletzte Stück, bei dem sie Banjo spielte (und auf ihm klopfte)!


Unmittelbar nach Ende des Tatorts erschienen Wild Nothing. Obwohl es mein drittes Konzert der Amerikaner war, hatte ich keinerlei optische Erinnerungen. Beim Debüt im King Georg war es so rappelvoll, daß wir in einer Ecke standen, die zwar nur vier, fünf Meter von der Bühne weg war, aber überhaupt nichts gesehen habe. Mit hochgerecktem Fotoapparat konnte ich viele schöne Hinterkopf-Bilder und einige wenige von der Band machen, es war aber eher ein Radiokonzert. Beim zweiten Mal supporteten Wild Nothing im Urlaub die Stars, aber obwohl ich da gute Sicht hatte, sind meine Erinnerungen dürftig. So wusste ich nicht, daß Wild Nothing zu fünft sind. Ich erinnere mich (naja, ich musste nachlesen), daß jemand mit Sicht im King Georg von vier Musikern sprach. Beim Stars-Support war der längerhaarige Bassist nicht dabei, weil er seine Ausbildung zu dieser Zeit beendete. Da Wild Nothing offiziell nur aus Sänger Jack Tatum besteht, ist diese spannende Diskussion um mehr oder weniger Livemitglieder aber eh vollkommen sinnlos.


Wirklich spannend im engeren Sinne ist die Musik von Jack und seinen Begleitern auch nicht. Vorher liefen Yuck und die Pains Of Being Pure At Heart* vom Band. Wie deren Stücke lebt Wild Nothing nicht von unglaublich abwechslungsreichen Songs oder Überraschungsmomenten, ihre verträumten Gitarrenmelodien sind schönster Pop mit leisem, verhutschelten Gesang, vor allem hochmelodiös! Schlecht sind solche Konzerte eh nur, wenn der Soundmann seinen Job nicht macht, heute war alles super, das Konzert also wundervoll!


Leider hat sich offenbar nicht rumgesprochen, wie toll Wild Nothing sind, obwohl sie bereits zum vierten Mal in Köln waren. Das behauptete Jack jedenfalls, im Publikum gab es Widerworte. Die kleine Zuschauerzahl machte sich vor allem in den Pausen bemerkbar. Es war wahnsinnig still, passend zum Totensonntag.

Wild Nothing spielten Stücke von beiden Alben, mehr vom aktuellen, und die Single The golden haze. Mir gefällt das Debüt wohl besser, wenn ich gefragt würde, aber außer dem etwas langweiligen Nocturne war alles gut, ganz besonders Only Heather (Nocturne), die Zugabe Summer holiday und der große Hit Live in dreams (beide von Gemini).


Daß trotz des andächtigen Publikums vor der Bühne doch etwas los war, lag an dem enorm betrunkenen amerikanischen Wild Nothing Fan Jay (zumindest rief er immer "jay!"), der sich bei seinen wilden Tänzen und wackeligen Gängen zur Bar viele neue Freunde machte. Als er bei Gemini herzhaft auf die Bühne spuckte, dachte ich kurz, das ginge schief aber Jay rettete sich durch die paar verbleibenden Stücke und hatte wahrscheinlich den besten Abend seit langem.

Meiner war auch sehr gut! Was so eine Portion Dream Pop doch alles hinbekommt! Tolles Wochenende, toller Abend!
  
Setlist Wild Nothing, Gebäude 9, Köln:

01: Shadow
02: Confirmation
03: Counting days
04: The golden haze
05: Only Heather
06: Chinatown
07: Nocturne
08: This chain won't break
09: Live in dreams
10: Rheya
11: Gemini
12: The blue dress
13: Paradise

14: Summer holiday (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Wild Nothing, New York, 24.09.10
- Wild Nothing, Köln, 07.08.10
- Entertainment For The Braindead, Köln, 16.08.12
- Entertainment For The Braindead, Köln, 12.08.09
- Entertainment For The Braindead, Westfalde, 26.07.09
- Entertainment For The Braindead, Köln, 25.07.09
- Entertainment For The Braindead, Köln, 21.07.09
- Entertainment For The Braindead, Köln, 12.06.09
- Entertainment For The Braindead, Paris, 18.01.09


* die viel zu lange nicht mehr in Köln waren!




Sonntag, 25. November 2012

The Rustle Of The Stars, Paris, 21.11.12

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Konzert: The Rustle Of The Stars
Ort: L'Espace B
Datum: 21.11.2012
Zuschauer: 40


Sensationell, einfach sensationell!

Was der gute Renaud von der famosen Videoseite Le Cargo da gezaubert hat, muss man einfach in den höchsten Tönen loben. Das ist kein Musikvideo mehr, sondern ein richtiger kleiner Kurzfilm! Ich bin wirklich aus dem Häuschen. Zumal die ganze Sache im Mai auf unserer schönen Terrasse stattgefunden hat. Eine Kollaboration zwischen Le Cargo und den Oliver Peel Sessions und lediglich 10 Zuschauern. Schade insofern, daß wir die Terrasse inzwischen für Konzerte nicht mehr nutzen dürfen. Aber ihr wisst ja, daß es trotzdem anderswo weitergeht.

Schaut euch bitte das Video also in Ruhe an. Die Kraft der Bilder in Verbindung mit der instrumentalen Musik ist immens!




Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Videos ist im Übrigen passend gewählt. In dieser Woche fand nämlich ein neuerliches Konzert von The Rustle of The Stars im Espace B in Paris statt. Die französisch-englische Band war gerade aus Großbritannien gekommen, wo sie einige bemerkenswerte Konzerte, vor allem in Kirchen, gespielt hatte. Einer der Bandgründer, der Gitarrist Richard Knox, ist Brite und so lag es nahe, daß man ausgiebig durch England tourt und zudem ist auch das Label Gizeh Records, das Richard betreibt, britisch und in Leeds ansässig. Dort kommt auch die heutige Geigerin Angela Chan her, die praktischer Weise auch gleich ihre französische Roommate Florence mitgebracht hatte, die heuer das Cello zupfte und strich..


The Rustle Of The Stars, ein ambitioniertes Projekt in dem nicht (wenn man die Chorgesänge von Lidwine nicht mitrechnet) gesungen, dafür aber wundervoll musiziert wird. Eine Harfe, eine Geige, ein Cello, ein Xylophon, ein Glockenspiel, ein Keyboard, ein Harmonium, zwei Gitarren, ein tibetanischer Gong, all dies wurde instrumententechnisch aufgeboten, um die cinematografischen Stücke des sublimen Albums... so orginalgetreu wie möglich wiederzugeben. Ein Album, in dem es inhaltlich um die Entdeckung des Nordpols geht und um die Strapazen, die die Entdecker durch die eisige Arktis unternommen haben.


Ich persönlich dachte aber beim Konzerte eher an wärmere Orte, zumal es im Espace B alles andere als kühl war. Wahrscheinlich hat ohnehin jeder, der Instrumentalkonzerten zuhört, seine ganz eigene Stories im Kopf, anstatt an den Nordpol und abgefrorene Ohren, konnte man sicherlich auch an den Flug eines Adlers über den brütend heißen Bryce Cynon denken oder so.


Klarzustellen gilt an dieser Stelle aber noch einmal, daß wir es hier nicht mit Postrock zu tun hatten. Es ist eher eine Mischun aus experimentellem Rock und Classic, laut aufheulende Gitarren gibt es keine. Wer die möchte, ist sicherlich bei Frédéric D. Oberlands (einem der Bandgründer) beiden anderen Projekten Le Reveil de Tropiques und Farewell Poetry besser aufgehoben, The Rustle Of The Stars sind eher ambient, bleiben recht ruhig und poetisch. Eine sehr elegante Band, die mich auch heute wieder verzauberte.

Ich bleibe ihnen, ihrem Label Gizeh Records, der Harpistin Liwine und den Projekten von Frédéric gewogen. Ist wirklich was für Feinhörer!








Dillon, Paris, 21.11.12

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Konzert: Dillon (& Mesparrow)
Ort: Le Nouveau Casino, Paris
Datum: 21.11.2012
Zuschauer: geschätzte 300
Konzertdauer: eine Stunde


Musiker aus Deutschland sieht man in Paris nicht sehr häufig. Das schreibe ich jedes Mal, wenn wieder un allemand/une allemande à Paris ist, aber der Spruch passt einfach auch immer. Aber zählen wir doch mal ohne nachzugucken auf, welche deutschen Acts Paris in den letzten Jahren konzerttechnisch beehrt haben: Get Well Soon, Norman Plam, Wir Sind Helden, Stereo Total, Masha Qrella (Foto), Contriva, Sorry Gilberto, Noel, Garda, The Notwist, Anika, Mediengruppe Telekommander, Pubculies & Rebecca, Mohna, Haruko, Jack November, Bettina Köstner, Jack Beauregard, Hauschka, Nils Frahm, Body Bill, The Robocop Kraus, Kissogram, Nina Hagen, Einstürzende Neubauten, Die Sterne, Cluster, Faust, Tangerine Dream fallen mir spontan ein und die meisten dieser Konzerte habe ich gesehen. Lieber vertuschen sollte man, daß Tokio Hotel und Rammstein riesige Hallen gefüllt haben und die Killerpilze, La Fee, Silbermond und die fürchterlichen Beatsteaks schon da waren. Auf die Schulter kann ich mir hingegen klopfen, Entertainment For The Braindead und Karo in die Stadt der Liebe bzw. mein Wohnzimmer gelockt zu haben.



Heute also Dillon, die allerdings schon mindestens zwei Mal zuvor in Paris gespielt hatte. Kein unbeschriebenes Blatt in Frankreich also und dank guter Promoarbeit und einem Album, daß es irgendwie geschafft hat, die Landesgrenzen zu überschreiten, zumindest in Indiekreisen den Parisern ein Begriff ist.

Ohnehin ist ihr Stil, düsterer Elektropop, in Mode, Künstlerinnen wie Fever Ray, Likke Li, Soap & Skin und Zola Jesus haben dem Genre in den letzten Jahren neues Leben eingehaucht und ihren Labels Gewinne beschert.



Zielgruppe von Dillon sind junge, sehr hübsche und höchstwahrscheinlich aus begüterten Verhältnissen stammende Mädchen. Das schien mir zumindest so, als ich das Publikum im Pariser Nouveau Casino inspizierte. Da standen wirklich viele süße Lämmchen rum und warteten darauf, daß die nette Französin Mesparrow mit ihrem ungemein nervigen Set fertig wird.


Um 21 Uhr dann aber endlich Dillon. Zu gerne hätten wir Zuschauer sie auch mal richtig gesehen, aber die Musikerin hatte alles dafür getan, nicht enttarnt zu werden und so blieben sogar in den kurzen Pausen zwischen den Songs die Lichter komplett aus. Sie performte zusammen mit ihrem stoischen Keyboarder durchgängig im Dunkeln und im Halbschatten sah sie genau aus wie Soap & Skin bei ihrem Gig für France Inter. Gothische Mode und Düsterniss scheinen wieder sehr angesagt zu sein und so passte zur Erscheinung von Dillon die schwarze Kutte und die globigen schwarzen Plateauschuhe.


Die Musik selbst war so finster nicht. Nachdem ich kürzlich so richtig krasse Neo Gothik Künstler wie Bestial Mouths und Animal Bodies gesehen hatte, klang das heute fast poppig. Früh gebrachte Tracks wie Thirteen Thirtyfive und From One To Six Hundred Kilometers könnten auch noch auf einem Kindergeburtstag laufen. Aber ich blödele wieder zu viel rum, zumal ich Kindergeburtstage immer gemocht habe.


Nein, ernsthaft jetzt mal. Probleme bereitet mir in gewisser Weise die soulige Stimme von Dillon, weil sie mich immer wieder an Duffy erinnert. Das war mir schon bei früheren Konzerten von ihr aufgefallen, traf aber auch heute wieder zu. Kann man sich aber letztlich dran gewöhnen, genau wie an das Kindliche in ihrem Gesang. Und wenn man sich drauf einlässt, ist der infantile Singsang sogar ziemlich berührend.

Störender war aber die permante Dunkelheit (sollten wir uns gruseln oder was?) und die gewollte Kühle der Performance. Erst als sich die deutsche Künstlerin zur Mitte des Sets bei Contact Us ( "if you don't dance i dont sing") mal an den Bühnenrand wagte und ihre Hüften schüttelte, kam mehr rüber. Als dann kurze Zeit später ihr größter Hit Tip Tapping erklang, hatte das Set seinen Höhepunkt erreicht.

Nach einer weiteren Viertelstunde und einer Gesamtspielzeit von nur einer Stunde war das Konzert aber auch schon wieder beendet.

Dillon hatte insgesamt einen passablen Auftritt hingelegt und die deutsche Indiemusik im französischen Ausland auch recht würdig vertreten. Unvergesslich wird mir dieser Abend aber nicht bleiben, wenngleich die langen blauen Fingernägel der Musikerin ja schon ein Hingucker waren...



 

Konzerttagebuch © 2010

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