Dienstag, 29. August 2017

Konzerttips für Sachsen, September 2017

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Der September steht gleich zu Beginn ganz im Zeichen des 8. Sound of Bronkow Festivals in Dresden. Aber auch in den anderen Konzertsälen und Wohnzimmern geht die Saison wieder los.


Chemnitz
01.09. Philip Bradatsch @Kaffeesatz
01.09. Princess Thief @O D R A D E K
04.09. Wohnzimmer @Inspire 
05.09. Hanba @O D R A D E K 
07.09. T is for Silence @aaltra 
07.09. The Great Park @Projekt Freigang 
13.09. Paisley @aaltra 
18.09. Soft Grid @O D R A D E K 
18.09. Long Tall Jefferson @Inspire 
19.09. Miles Cooper Seaton @O D R A D E K 
21.09. re:marx präsentiert: Minden @aaltra 
23.09. She Makes War @Scala Adorf 
25.09. Haley Heynderickx @Inspire 
27.09. Down & Dark: Helen Money @Atomino 
28.09. Nick & June @aaltra 

Dresden 
01.09. – 03.09. The Sound of Bronkow @Societätstheater 
02.09. – 03.09. Angst macht keinen Lärm @GrooveStation 
04.09. Ezé Wendtoin @Scheune 
06.09. The Pineapple Thief @Scheune 
08.09. A Projection @Scheune 
13.09. Johanna Summer Trio @Blue Note 
20.09. Hypnotic Brass Ensemble @Scheune 
21.09. Georgie Fisher @Blue Note 
22.09. Linda Rum & Band @Blue Note 
23.09. Evil MrSod @Blue Note 
23.09. Lambert @Jazzclub Tonne 
24.09. Timber Timbre @Beatpol 
24.09. Placebo Flamingo @Blue Note 
26.09. Still in the Woods @Blue Note 
27.09. Voodoo Jürgens @Beatpol 
28.09. Black Lung @Beatpol 
29.09. Svavar Knútur @Jazzclub Tonne 

Leipzig 
01.09. Sandow @Werk 2 
02.09. La Brass Banda @Täubchenthal 
05.09. Paul Weller @Täubchenthal 
07.09. Leif @noch besser leben 
08.09. The Red Aerostat @Pool Garden 
08.09. The Great Park @Horns Erben 
09.09. June Coco @Horns Erben 
10.09. Bear’s Den @Täubchenthal 
13.09. Lydia Daher @Horns Erben 
14.09. Livia Rita @noch besser leben 
15.09. Long Tall Jefferson @noch besser leben 
15.09. 2raumwohnung @Täubchenthal 
16.09. Next Stop: Horizon @noch besser leben 
19.09. Tristan Eckerson @noch besser leben 
20.09. Louka @Täubchenthal 
20.09. Von Dinant @Pool Garden 
21.09. The Veils @Täubchenthal 
21.09. Ludwig Wright @noch besser leben 
22.09. Atme @Pool Garden 
22.09. Krissi & Stathis @die naTo 
23.09. Svara Knútur @Horns Erben 
25.09. Minden @noch besser leben 
27.09. Forest Swords @UT Connenwitz
27.09. Still in the Woods @Horns Erben 
27.09. Adam Wendler @Pool Garden 
28.09. Ava Freddy @Pool Garden 
28.09. Haley Heynderickx @noch besser leben 
29.09. Von Wegen Lisbeth @Täubchenthal 
29.09. Coucou @Horns Erben 
30.09. Trillmann @Horns Erben 

Zwickau 
06.09. Simon und Jan @Alter Gasometer 
22.09. DOTA & Jan @Alter Gasometer 

Reichenbach i.V. 
21.09. Chaplin @Realitätsverlust


Montag, 28. August 2017

Kid Canaveral, Ripley, 29.07.17

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Konzert: Kid Canaveral
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 29.07.2017
Dauer: gut 40 min
Zuschauer: ein paar hundert 



Vor ein paar Wochen spielten Kid Canaveral im RubinRot in Köln. Mein Hauptgrund für das Konzert war zwar die wundervolle Emma Kupa als Vorprogramm, die schottische Hauptband wollte ich aber auch lange schon einmal sehen. Leider war die aber nur mit halber Mannschaft da und spielte ein akustisches Konzert. Das war schön, keine Frage. Als wir Freitag als erste Band auf dem Indietracks Kid Canaveral sahen, war das etwas komplett Neues. Die Lieder der lustigen Schotten brauchen offenbar die Wucht, die Sänger David MacGregor auch als Typ ausstrahlt. 


Oh, wie gut das war! Frontmann ist eindeutig David, er singt auch die meisten Lieder, die beiden Frauen an seinen Seiten (Kate Lazda, Gitarre und Rose McConnachie, Bass) den Rest, darunter die beiden besonders tollen Stücke Callous parting gift (vom neuen Album) und Without a backing track, das locker das beste Lied des Auftritts war. Wobei First we take Dumbarton und And another thing!!, mit dem schönen There is a light-Zitat am Anfang auch echte smash hits sind.


Kid Canaveral leben in Edinburgh, kommen aber ursprünglich aus St. Andrews. Sie beschreiben sich selbst als "five strange people who make beautiful music that is, more often than not, blissfully loud." Aber "call them whimsical and they'll kick your head in." Hätte ich Gitarristin Kate nach dem Konzert noch getroffen, hätte ich Without a backing track gelobt und ihren mutigen Jackengeschmack bewundert und nur ganz leise im Hinterkopf als wunderlich bezeichnet.



Kid Canaverals Musik ist folkiger als der übliche Kram den ich höre, das führt aber in eine falsche Richtung, Indiefolkpop trifft es vielleicht eher. So was halt. 

Puh, mehr kann ich über das kurze aber sehr knackige Konzert gar nicht schreiben. Ich mochte alles daran, vor allem eben die - ich muß mich wiederholen - Wucht und Energie, die die Lieder in vollen Bandbesetzung haben. Natürlich sind sie auch viel schneller als auf Platte, was gut ist.

Gut war insgesamt alles am ersten Tag meines liebsten Festivals. Nach den tollen Kid Canaveral folgten schließlich noch Chorusgirl und Martha.


Setlist Kid Canaveral, Indietracks, Ripley:

01: Good morning
02: First we take Dumbarton
03: Without a backing track
04: Who would want to be loved
05: Smash hits
06: Callous parting gift
07: And another thing!!
08: Low winter sun
09: You only went out to get drunk last night 




Matt Maltese, Shame, Loyle Carner - Haldern Pop Festival 2017

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Konzert: Matt Maltese, Shame, Loyle Carner
Ort: Haldern Pop Festival 2017
Datum: 10.08.-12.08.2017
Dauer: jeweils ca. 45min
Zuschauer: volle Kirche, volles Spiegelzelt 



Kurz und knapp noch drei Auftritte von relativ unbekannten Bands und Künstlern, die beim Haldern Pop Festival dieses Jahr besonders von sich Reden machten: 

Zunächst am frühen Donnerstag in der Kirche (der alte Spruch "Erst Zelt aufbauen, dann zum Konzert" wurde natürlich befolgt), Matt Maltese aus London am Piano. Matt spielt sehr gefühlvolle Balladen und pendelt dabei in seiner Stimmelage zwischen John Grant und George Michael. 

So klingen dann auch ungefähr seine Songs. Ein wenig Tragik, viel Liebeskummer und eine Portion Soul, den man dem blassen Engländer gar nicht zugetraut hätte. Besonders toll sein "When the world caves in", das er allerdings weit vorne im Set platziert. Matt Maltese hat wirklich Potential etwas besonders zu schaffen, warten wir das erste Album ab.

Matt Maltese - As the world caves in

Vorher spielt er im September noch beim Reeperbahn Festival in Hamburg. 


Schon etwas bekannter, wohl auch wegen der Art ihrer Musik, sind Shame, ebenfalls aus London. Die Band tourt schon einige Monate durch Europa und hatte beim Haldern die dankbare Aufgabe nachts als Rausschmeißer im Spiegelzelt auftreten zu dürfen.

Eine perfekte Wahl. Der ernüchternde Landregen am ersten Festivaltag hatte vielen die Vorfreude genommen, Zeit sich ein wenig zu bewegen, nass war man ja eh schon. 

Kein Problem mit Shame, fragt mich nicht nach Titeln oder markanten Songs, hier ging es 45 Minuten richtig rund. Ob das jetzt musikalisch wertvoll war sollen andere entscheiden, Spaß machte es auf jeden Fall.

Sänger Charlie Steen versucht es erst gar nicht auf die nette Art. Er zieht lieber die Hose mit Gürtel, direkt am nackten Oberkörper vorbei, fast bis an die Schultern um besonders bescheuert auszusehen, raucht dabei und beleidigt oder lobt das Publikum im Wechsel.

Die anderen Musiker scheinen derweil alle ihr eigenes Konzert zu spielen. Manchmal findet einer kein Ende, der andere steigt zu spät ein, alles kein Problem. 

Kundschaft für diese Art der Musik und Präsentation wird es immer geben, doch für mich sah es etwas mehr nach der Sehnsucht aus, wie es früher war oder irgendwann wieder mal sein könnte, wenn die Gitarren wieder gefragt sind. 

Trotzdem taumelt man glücklich aus dem Zelt, froh das einen der Sänger beim Sprung von den Boxen nicht erwischt hat und stolz, auf dem Zeltplatz verkünden zu können, die wohl wildeste Band des Festivals gesehen zu haben. 

Shame spielen am 26.10.2017 im Kölner Yuca-Klub.

Shame: Tasteless

Musikalisch viel gesitteter ging es da bei Loyle Carner zu. Ebenfalls im prall gefüllten Spiegelzelt, präsentierte er mit einem rappenden Partner sein Debütalbum "Yesterday`s gone", und das ist wirklich ein tolles Stück Musik.

Loyle Carner: Ain`t nothing changed

Ohne jede Arroganz oder Rap-Gehabe mischt er alte Samples und sehr intelligenten Sprechgesang. Auch das ist nicht neu, aber die Stimmung ist großartig und er genießt die intime Spannung des kleinen Zeltes. Loyle Carner ist ebenfalls Londoner, und wenn man diese drei völlig unterschiedlichen Ansätze Musik zu interpretieren gehört hat, möchte man sofort nach England aufbrechen, um mehr davon zu entdecken. 


Konzerttipps in Berlin September 2017

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Immer wieder hören wir den fordernden Ruf nach Konzerttipps - gerade im so umtriebigen Berlin! Deshalb sind wir sehr froh, hier spreeathener Insiderwissen weitergeben zu dürfen, nämlich die Empfehlungen zum Tanzen und für die wirklich lohnenden Indie-Konzerte zusammengestellt von den rührigen Leuten bei Fourtrack on Stage, deren eigene Veranstaltungen man in der Liste hervorgehoben findet.


30.08. Onom Agemo & The Disco Jumpers (live) 
          @Klunkerkranich
30.08. M:Soundtrack: Acadamie + Cherilyn Macneil 

          @Schokoladen
31.08. The Deslondes @Kantine am Berghain
31.08. No Waves, Flower Strangers, Schanell @IE
31.08. Nunofyrbeeswax LIVE - Die Letzte Metro 

           recording sessions party @8MM Bar
01.09. Neukölln Country Club @Ballhaus Berlin
01.09. Fridays with Jakarta: Glenn Astro, Suff Daddy 

          & Habibi Funk @Privatclub
03.09. LAKE + Rachel Glassberg + DJ Sibsisibsi  

          @Marie-Antoinette
04.09. Decibelles + Naked @Schokoladen
04.09. B Boys @West Germany
05.09. Crush, Remedy und Areamann @IE
06.09. Kamoos + I Have No Mouth And I Must Scream 

          @Schokoladen
07.09. Indoor Music and Drinks 3: Fenster + Skiing @IE
08. - 16.09. Das Festival für selbstgebaute Musik
09.09. Oh My Troubled Soul - Nighter #4 @Bei Ruth
09.09. OMP vor der Buchhandlung Montag & Eschloraque
13.09. Fourtrack: Elizabeth Devlin + Drunk At Your Wedding  

           @Schokoladen
15.09. Aivery + Kala Brisella @IE
16.09. We'll come united - Antiracist Parade + 

           CommUNITY-Carnival
18.09. Camille @Festsaal Kreuzberg
19.09. KOOKread: der Rest sind Kiefergewitter @Fahimi Bar
20.09. Alasdair Roberts @Monarch
20.09. Skirt @Ä
21.09. Good Morning @IE
21.09. Jeremy Jay + D o l p h i n s + Slow Steve DJ-Set 

           @Marie-Antoinette
23.09. Chuckamuck @Bi Nuu
23.09. Palm @IE
24.09. Mauno @Monarch
27.09. Erica Russo & My Sister Grenadine
27.09. Fai Baba @Kantine am Berghain
28.09. Waxahatchee @Musik & Frieden
29.09. thirsty & miserable: ampl:tude (Rec-Release-Show) 

          + Petula + Kid Ikarus @Schokoladen
02.10. Michael Nau @Privatclub

Sonntag, 27. August 2017

Pillow Queens, Ripley, 29.07.17

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Konzert: Pillow Queens
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 29.07.2017
Dauer: 35 min
Zuschauer: vielleicht 200 bis 300

 

Auf der Facebook-Seite der Pillow Queens aus Dublin steht "your new favourite band"; ganz schön großmäulig für eine Band, die gerade mal eine EP (eine 7" mit zwei B-Seiten, könnte man auch sagen), veröffentlicht hat und erst seit 2015 Konzerte spielt. Statt der von mir deshalb erwarteten prolligen Typen mit Oasis-Frisuren kamen zum ersten Konzert am Samstag allerdings vier junge Frauen auf die Bühne. Und gleich deren erstes Lied Cuckoo war ein Hit!
 


Pillow Girls sind Cathy, Pam, Sarah und Rach. Das ist schon fast alles, was ich von der Band weiß. Glücklicherweise geht es hier aber um Konzerte nicht Wissen und dafür reicht es, da zu sein und zuzugucken.


Die vier Frauen singen abwechselnd oder gleichzeitig. Da ich weder die Lieder noch die Namen der Musikerinnen kannte, war es etwas schwierig, Sinnvolles zum Konzert mitzuschreiben. "Fußball-Trikot singt"* (Pamela) steht bei Wonderboys in meinem Notizbuch. Die ersten Stücke sang vor allem die Gitarristin rechts, die eine Baywatch-Kappe trug (Sarah). Neben Cuckoo gefiel mir Olive ganz besonders gut, das Lied ist eine der B-Seiten der EP. Obwohl Rats (von der EP) der Hit und Ohrwurm der Band ist, gefielen mir die beiden oben und Holy show am besten.

Musikalisch sind Pillow Queens schwer einzuordnen. Die Stimmen, besonders die von Pamela, könnte auch zu einer Punk-Band passen, dadurch daß die vier Frauen immer wieder gemeinsam singen, entstehen aber punk-untypische Harmonien. Die Melodien dazu sind aber eher rockig. Eine spannende Kombination. Unter aktuellen Bands erinnerten mich Pillow Queens am ehesten an Honeyblood. Mit irischem Akzent.

Erste Konzerte gucke ich mir beim Indietracks eh fast immer an. Die erste Band des Tages spielt auf der Indoor-Stage ohne Konkurrenz, da kann man nie etwas falsch machen und muß sich nicht entscheiden. Es sind aber eben auch immer spannende Künstler, die gleich um 13 Uhr auftreten. Die Irinnen machten da keinen Unterschied. Die Frauen aus Dublin hatten zu der frühen Stunde schon einige Leute in die Halle gelockt. Das begeisterte die Musikerinnen. So viele Menschen gebe es in Irland nämlich gar nicht. "It's more than double my cousins", präzisierte Sarah.



Das und Lieder wie Olive werden bei mir hängenbleiben. Und das Shirt von Schlagzeugerin Rach.

Setlist Pillow Queens, Indietracks, Ripley:


01: Cuckoo
02: Olive
03: Puppets
04: Favourite
05: Ragin
06: Wonderboys
07: Easter Sunday
08: Holy show
09: Rats


* es war allerdings kein Fußball-, es war ein Gaelic Football-Trikot von Dublin GAA 

 

Chorusgirl, Ripley, 28.07.17

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Konzert: Chorusgirl
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 28.07.2017
Dauer: 45 min
Zuschauer: voller Lokschuppen



Aus Urlauben kann man ja eigentlich nur Mist mitbringen, gefälschte Klamotten, Getränke, die zu Hause nie so gut wie im Urlaubsort schmecken, kitschigen Plastik-Scheiß und was auch immer man aus Thailand mitbringt. Meine Juli-Reisen nach Mittelengland sind da viel besser, ich bringe mir Lieblingsbands mit. Fear Of Men, Desperate Journalist, Bands, bei denen ich fast vergessen habe, daß die nicht schon immer da waren. 2015 habe ich mir Chorusgirl mitgebracht. Die englisch-deutsche Gruppe von Sängerin Silvi Wersing gehört seitdem zu meinen ganz großen Lieblingen. Das Debüt-Album, bei FortunaPOP! erschienen, liebe ich abgöttisch! Nach dem Indietracks spielten Chorusgirl ein wundervolles Konzert im Tsunami in Köln. Zuletzt sah ich die Londoner Band beim Abschied ihres Labels im März in der Scala.

Seitdem ist einiges passiert, vor allem ist das zweite Album der vier fertig. Sie haben wieder im Studio ihrer Freunde von Locas In Love in Köln aufgenommen. Da es FortunaPOP! nicht mehr gibt, wird es für alle Bands dieser kleinen Musikwelt schwierig, Label zu finden. Tapete Records hat ein paar der FortunaPOP!-Künstler übernommen, Odd Box und Elefant Records sind andere Kandidaten. Bei Chorusgirl mache ich mir aber keine Sorgen, die finde ja nicht nur ich super.

Weil sie in den vergangenen Monaten vermutlich nur mit neuen Songs beschäftigt waren, spielte die Band eine ganze Menge von denen. Überall außerhalb des Indietracks' wäre das wohl etwas zu gewagt gewesen, bei der Tweepopcom geht das gut. So begannen Chorusgirl gleich mit einem neuen Stück. No goodbye waren aber ein paar Takte von Girls of 1926* vorangestellt, vielleicht als doppelter Boden. Nötig war das nicht, No goodbye ist ein Chorusgirl-Stück, wie es im (noch zu schreibenden) Buche steht.
 


Nach No goodbye kamen zwei alte Hits (No moon, dieser unverschämt gute Ohrwurm und Dream on, baby blue), es wirkte also, als streute das Quartett ein, zwei neue Sachen in ein übliches Konzert ein, war allerdings genau umgekehrt. Denn die nächsten zwanzig Minuten gehörten ausschließlich Album zwei. Erstaunlicherweise verzichtete dabei eines der Stücke auf eines der wichtigen Stilmittel der Band, auf Silvis Stimme. Natürlich wären Ode, to be a defector und Kollegen auch Hits, wenn sie jemand anderes sänge, Silvis Gesang macht sie aber noch einmal besonderer. Wenn die Frontfrau bei allen Bands des Festivals singen würde, hätte ich eine fantastische Zeit. Bei Demon baby sang zu meinem Erstaunen Gitarristin Faith Taylor. Faith ist eine dieser Künstlerinnen (wie Laura Ankles oder Emma Kupa), die das musikalische Talent für zig andere Menschen mitbekommen haben. Wenn Emma, Laura und Faith irgendwann eine Band gründen, spielen die vermutlich 800 Instrumente.
 

Es schadete überhaupt nicht, daß Faith und nicht Silvi sang. Und es spricht dafür, daß Chorusgirl nicht nur eine Kopie des ersten Albums produzieren. Vier neue Lieder spielten sie in der Mitte des Konzerts. Sehr schwer, viel zu den Stücken zu sagen, wenn sie so konzentriert ins Leben treten. Mir gefiel neben No goodbye Stuck am besten von den fünf Rookies. Die anderen Neulinge heißen In dreams und So alive (ein fröhliches politisches Lied laut Silvi). Ach, ich möchte die jetzt ganz schnell wieder hören.

Das Ende des Konzerts gehörte wieder dem ersten Album. Oh, to be a defector, Shivers und This town kills (kann nicht Ripley gelten), alle eine Sput roher und rotziger als auf Platte - und dann waren Chorusgirls 45 Minuten leider schon wieder vorbei. 


Meine Lush-Konzerttasche geht langsam kaputt, gut möglich, daß auf der nächsten

SILVI
FAITH
UDO
MIKE


steht.

Setlist Chorusgirl, Indietracks, Ripley:

01: No goodbye (neu)

02: No moon
03: Dream on, baby blue
04: In dreams (neu)
05: Demon baby (neu)
06: So alive (neu)
07: Stuck (neu)
08: Oh, to be a defector
09: Shivers
10: This town kills

Links:

- Chorusgirl, Ripley, 25.07.15 



* glaube ich
 

Martha, Ripley, 28.07.17

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Konzert: Martha
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 28.07.2017
Dauer: gut 60 min
Zuschauer: voller Lokschuppen



Daß das Indietracks ein Indie- und Twee-Pop-Paradies ist, ist nur die halbe Wahrheit, das zweite Standbein des Festival sind DIY-Punkbands. Und der größte Name der britischen DIY-Szene ist seit ein paar Jahren Martha. Die Band aus Pity Me bei Durham war also der perfekte Headliner für den ersten Indietracks-Abend.

Als wir morgens nördlich von London aufgebrochen waren (immer den Autobahnschildern "The North" folgend), war es sonnig, dann kam irgendwann das Wetter vom Kontinent und brachte Regen. Da am Indietracks-Freitag nur drei Bands (nacheinander) auftreten*, konnte man reagieren und die Konzerte auf die Indoor-Stage verlegen.

Martha haben sich in den letzten Jahren eine enorme Fanbasis erspielt. Beim Indietracks spielt die Band alle zwei Jahre. 2013 noch ohne Platte hatten sie offenbar soviel Eindruck hinterlassen, daß 2015 schon massenhaft Martha-Shirts über das Gelände liefen. Ich hatte beide Auftritte verpasst. 2013 spielten Martha sonntags nach Fear Of Men auf der Hauptbühne. Ich bekam aber kurz vorher eine sms, daß Harvey Williams ein akustisches Set seiner Sarah-Records-Band Another Sunny Day spielen würde. Also ließ ich Martha Martha sein und guckte ich mir im Workshop-Zelt (in dem ich drei Stunden vorher den Workshop "How to create iconic indiepop album covers in Lego" geleitet hatte) Lieder wie Anorak City oder You should all be murdered an. 



Zum ersten Mal hatte ich Martha erst im März in London und dann vor einigen Wochen in Aachen gesehen. Zwei Tage vorher hatten zwei der Marthas (Nathan und Daniel) mit ihrer anderen Band Onsind bei Laura und Nelle in Köln ein wundervolles akustisches Konzert gespielt, bei dem irgendwann auch die anderen Marthas Naomi und JC für einige Stücke dazukamen.


Anders als in Köln und Aachen waren Martha beim Indietracks eben Headliner. Der Hauptunterschied zu den beiden Konzerten in Deutschland war, daß einfach absolut mehr textsichere Leute da waren (erstaunlicherweise haben Martha auch bei uns eine große Anhängerschaft).

Bei Martha singen alle vier. Die Lieder sind politisch und haben enorm abwechslungsreiche Melodien. Live ist alles 30% schneller als auf Platte, was toll ist. Als Nebeneffekt bekamen Martha dadurch fast all ihre Lieder in das einstündige Set (was auch toll war). Als ich auf der Wikipedia-Seite aufgeschnappt hatte, daß Martha die Housemartins als Einfluß nennen, hatte ich das nicht weiter beachtet, als ich sie zum ersten Mal live gesehen habe, gab es einige Momente, in denen ich dachte, daß man das durchaus höre. Soweit die Theorie...

In der Praxis machen Martha einfach riesigen Spaß! Naomi (Bass), die beiden Gitarristen JC und Daniel und Schlagzeuger Nathan (Naomis Bruder) sind eine fantastische Liveband, die Band hat nur Hits. Was am besten war? Ach, so viele Lieder. Precarious, Present, tense, Bubble in my bloodstream, 1997..., St. Paul's, Checkhov's hangnail... 


Am Ende wurde es spektakulär. Die Band wollte unbedingt crowdsurfen, die letzte Zugabe St. Paul's (Westerberg comprehensive) eignete sich dafür vorzüglich, denn die konnte JC alleine spielen, während die anderen nacheinander übers Publikum kletterten. Am Ende folgte JC und Martha hatten eine exzellenten Headliner-Job abgeliefert. Sie wollen das vermutlich nicht, Martha können aber riesig werden. Ich sehe sie dann spätestens beim Indietracks 2019 wieder.

Setlist Martha, Indietracks, Ripley:

01: Bubble in my bloodstream
02: Checkhov's hangnail
03: Precarious (The supermarket song)
04: Sleeping beauty
05: 1997, passing in the hallway
06: Present, tense
07: 1978, smiling politely
08: Icecream and sunscreen
09: The awkward ones
10: Sycamore
11: 11:45, legless in Brandon
12: Curly & Raquel
13: Goldman's Detective Agency
14: 1967, I miss you, I'm lonely
15: Do nothing
16: Closing time (Semisonic Cover)

17: Christine (Z)
18: Move to Durham and never leave (Z)
19: St. Paul's (Westerberg comprehensive) (Z) 

Links:

Onsind (und Martha), Köln, 13.06.17



* "nur"? Kid Canaveral: fantastisch, Chorusgirl: fantastisch, Martha: fantastisch!




Gudruns Konzerttipps im September

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Im Süden Deutschlands sind die Ferien noch lange nicht vorbei, aber der Sommer neigt sich natürlich trotzdem dem Ende zu. Versüßt werden die immer kürzer werdenden Tage traditionell mit einem superdichtem Konzert-Programm im September. Ich habe schon einmal ein wenig vorsortiert.
 


Carmen Underwater
28.08. Basislager Coworking, Peterssteinweg 14 | 04107 Leipzig
29.08. KunstKaufHaus, Königsstraße 25 | 95028 Hof
30.08. Strohalm, Hauptstraße 107 | 91054 Erlangen
01.09. Wildbad Arkaden, Taubertalweg 42 | 91541 Rothenburg
06.09. Hauskonzert | Regensburg
11.09. Grüner Baum, Hatzenweier 57 | 77833 Ottersweier
12.09. Heiko Rudt Friseur, T6 / 19 | 68161 Mannheim
15.09. Kurgastzentrum, Am Kurpark | 54470 Bernkastel-Kues
16.09. Hasenmühle, Hasenmühlenweg 38 | 54516 Wittlich
18.09. Hauskonzert | Karlsruhe
21.09. Hauskonzert | Berg TG
23.09. Hauskonzert | Waldshut-Tiengen
24.09. Hauskonzert | Zürich
26.09. Hauskonzert | Wangen im Allgäu
27.09. Hauskonzert | Seehausen am Staffelsee
29.09. Ladenbergen, Dorfplatz 7 | 83346 Bergen


Alin Coen

Alin Coen Band, Mannheim, 10.08.14
 
02.09. Binz, Kurplatz
07.09. Münster, Jovel
08.09. Düsseldorf, Fuchs & Hase
09.09. Mainz, Frankfurter Hof
10.09. Karlsruhe, Kulturzentrum Tollhaus
12.09. Freiburg, Jazzhaus
13.09. Aschaffenburg, Colos-Saal
14.09. Braunschweig, Kulturzelt
16.09. Leipzig, Parkbühne Geyserhaus
17.09. Wien, Porgy & Bess
18.09. Reutlingen, Kulturzentrum franz.K
20.09. Bremen, Modernes
21.09. Rostock, M.A.U. Club
22.09. Magdeburg, Moritzhof
23.09. Potsdam, Waschhaus 



Mäkkelä 
Mäkkelä, Karlsruhe, 05.04.17

08.09. Ansbach, Stoertebeker
26.09. Erlangen, Wort & Klang
27.09. Fürth, Kofferfabrik als Folk’s worst nightmare
29.09. Freiburg, K.I.S.S.
12.10. Hamburg, Nachthafen
13.10. Lübeck, Tonfink
19.10. Berlin, Artliners
 im Trio mit Isi Roessler & Pavel Cingl:
20.10. Bamberg, Pizzini
21.10. Plauen, Malzhaus
22.10. Helmbrechts, tba.
23.10. Fürth, Kofferfabrik

 


Adam Evald

Adam Evald, Karlsruhe, 13.05.15


11.09. Tonfink, Lübeck
12.09. Zentrum Wiesengrund, Erlangen
13.09. Mudam, Luxembourg
14.09. Galao, Stuttgart
15.09. Kellerhalle, Karlsruhe
16.09. Limba, Villingen-Schwenningen


Keston Cobblers

Keston Cobblers Club, Mannheim, 01.06.14 

12.09. Münster, Gleis 22
13.09. Dresden, Ost-Pol
14.09. Nürnberg, Muz Club
15.09. Erfurt, Franz Mehlhose
16.09. Darmstadt, Golden Leaves Festival
17.09. Basel, Parterre Kultur
19.09. Karlsruhe, Jubez
20.09. Köln, Studio 672
21.09. Hannover, Feinkost Lampe


Mirja Klippel & Alex Jønsson
 

12.9. Bad Segeberg KulturHaus REMISE
13.9. Kiel-Friedrichsort Bethlehem-Kirche
14.9. Bergkamen Westfälischen Sportbootzentrum
15.9. Düsseldorf Kanelbullen Shop & Café
16.9. Petershagen Glashütte Gernheim
17.9. Schotten Altes Rathaus
18.9. Bad Nauheim KWA Parkstift
20.9. Karlsruhe Livingroom
21.9. Bielefeld Neue Schmiede


Molly Burch
 

13.09. Berlin Kantine am Berghain
14.09. Schorndorf Eclat
15.09. Freiburg Swamp
 


Nadia Reid

Nadia Reid, Karlsruhe, 16.05.16


13.09. Berlin Kantine am Berghain
14.09. Köln King Georg
15.09. Offenbach Hafen 2
17.09. München Hauskonzerte
18.09. Wien Rhiz


She makes war

She makes war, Karlsruhe, 09.05.15

14.09. House gig, Bern
15.09. Gaskessel, Bern - w/ The Two Romans
16.09. Øbscür, Stuttgart
17.09. AZ, Cologne w/ Barrier Reef/The Great - entry on the door
19.09. Cowhide Concerts, Schwalbach
20.09. Zentralcafe im Kunstlerhaus, Nürnberg w/ Avery
22.09. KaffeeSatz, Chemnitz
23.09. Scala Adorf, Neukirchen-Adorf - email info@scala-adorf.de
27.09. Polyester Klub, Oldenburg
28.09. Thav, Hildesheim w/ GR:MM
29.09. Sofa Salon, Berlin - email berlinsofasalon@gmail.com
01.10. Soirees Cerises, Brüssel - email fbulte@gmail.com

(c) Claudia

Svavar Knútur

Svavar Knútur, Reykjavik, 03.11.16


15.09. Husum​ – Speicher
19.09. Münster​ – ​Hot Jazz Club
20.09. Göttingen​ – Apex
22.09. Berlin​ – Badehaus
23.09. Leipzig​ – ​Horns Erben
24.09. Bayreuth – ​Glashaus
25.09. Nürnberg​ – Club Stereo
26.09. München​ – Unter Deck
27.09. Köln – Subway
28.09. Mainz​ – Schon Schön
29.09. Dresden​ – ​Jazzclub Tonne
30.09. Erfurt​ – Museumskeller


Minden
 

15.09. haus der musik | wien
16.09. roter gugl | hartberg
17.09. böllerbauer | haag
21.09. atomino | chemnitz
22.09. kasseturm | weimar
23.09. kohi | karlsruhe
25.09. nochbesserleben | leipzig
27.09. frischzelle | darmstadt
28.09. sage club | berlin
01.10. substanz | osnabrück
02.10. z bau | nürnberg
03.10. hafen 2 | offenbach bei frankfurt
04.10. de gudde wellen | luxemburg
05.10. 8304 bar | zürich-wallisellen
06.10. swamp | freiburg
07.10. cord | münchen


Professor Gall

Professor Gall, Karlsruhe, 24.05.15

15.09. Macambo Bar, Münster
19.09. Hansa 48, Kiel
20.09. Kugelbahn Wedding, Berlin
21.09. Culture Container, Berlin
23.09. Freiraum, Bamberg
24.09. Fellsenkeller, Kelkheim (Taunus)
26.09. Hauskonzert Karlsruhe


Mauno

Mauno, München, 10.04.17

23.09. Hamburg Reeperbahnfestival
24.09. Berlin Monarch
 

Samstag, 26. August 2017

The Wedding Present, Ripley, 29.07.17

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Konzert: The Wedding Present
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 29.07.2017
Dauer: 80 min
Zuschauer: alle




Vor zwei Jahren waren Cinerama einer der Headliner des Indietracks, dieses Jahr David Gedges andere Band. The Wedding Present sind trotz der bestmöglichen Tweepop-Credibility - sie waren schließlich auf dem C86-Tape - keine typische Indietracks-Band, dafür sind sie meines Erachtens zu groß und zu rockig. Aber jedes Festival braucht Headliner und der Pool der wirklich zum Indietracks passenden großen Künstler ist überschaubar (zumal Camera Obscura nicht mehr auftreten und Belle & Sebastian seit Jahren zu teuer sein dürften). Mir war das gleich, ich liebe The Wedding Present und war froh, sie auch dieses Jahr sehen zu können.


Eigentlich tourt die Band gerade wieder einmal mit ihrem Album George Best (30), was sie auch 2007 schon gemacht hatten (bis auf Take fountain, El rey und Valentina haben sie jedes Album live gespielt). Ich war nicht sicher, ob sie das auch bei einem Festival machen würden. Nach dem ersten Lied war die Frage beantwortet, denn das war Give my love to Kevin von George Best, Lied 4 der B-Seite, es war also kein Album-Konzert. Und das machte alles sehr viel spannender für mich.


Ich kann mir gut vorstellen, wie die Vorbereitung der Band auf dieses spezielle Festival lief. "Kennen die uns da? Wer ist denn noch Headliner? Martha und Cate Le Bon? Dann kennen die uns eher nicht, lass ein Best-Of spielen." Die Setlist hatte Schlagzeuger Charles Layton geschrieben, erzählte David, als er später die Band vorstellte. 


In Ripley standen wie zuletzt Bassistin Danielle Wadey und Gitarrist Marcus Kain an seinen Seiten. Marcus Kain ist aus Australien und vermutlich jetzt Ex-Wedding-Present-Mitglied. Ich habe selten einen größeren Poser gesehen. Wenn man weiß, wie David Gedge seine Gitarre runterschrammelt und wie wenig er auf alles außerhalb der Musik wert zu legen scheint, kann man sich vorstellen, wie wenig er für Musiker mit Beinen auf Monitorboxen übrig hat. Als Marcus bei Flying saucer vor der Monitorbox stand und poste, bemerkte sein Bandleader das und strafte ihn mit einem bösen Blick, mein Herz ging auf!

Natürlich war das Konzert hervorragend, anders können die das ja auch nicht. Wenn der Fokus dann noch auf Hits liegt (und sie haben alle gespielt, Interstate 5, Brassneck, Kennedy, Dalliance, My favourite dress...), und davon hat David Gedge so viele, sind so 80 Minuten auch trotz Regens schnell vorbei. Trotz allen Lobs hatte der Auftritt ein Problem: er fand auf dem Indietracks statt. Und da spielen mehrheitlich Super-Bands, da reicht ein hervorragendes Konzert nicht, um das Wochenende zu gewinnen. Rachel von der letzten Platte stellte David als den besten Popsong vor, den wir am Wochenende hören würden. Jein.




Irgendwann sind The Wedding Present meine meistgesehene Band, ganz sicher. Und das ist völlig in Ordnung!


Setlist The Wedding Present, Indietracks, Ripley:

01: Give my love to Kevin
02: Come play with me
03: What have I said now?
04: You should always keep in touch with your friends
05: Interstate 5
06: Rachel
07: Two bridges
08: Go out and get 'em boy
09: Love slave
10: Everyone thinks he looks daft
11: Brassneck
12: Dalliance
13: Dare
14: Bear
15: Flying saucer
16: My favourite dress
17: Kennedy

Links:

- aus unserem Archiv:
- The Wedding Present, Paris, 05.11.16
- The Wedding Present, Luxemburg, 24.10.16
- The Wedding Present, Arlon, 20.11.14
- The Wedding Present, Barcelona, 30.05.14
- The Wedding Present, Düsseldorf, 26.09.13
- The Wedding Present, Paris, 24.10.12
- The Wedding Present, Wien, 04.10.12
- The Wedding Present, Köln, 23.09.12
- The Wedding Present, Barcelona, 30.05.12
- The Wedding Present, Köln, 15.10.10
- The Wedding Present, Köln, 15.11.07
- The Wedding Present, Paris, 02.11.07



Hurray for the Riff Raff, Haldern Pop Festival, 10.08.2017

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Konzert: Hurray for the Riff Raff
Ort: Haldern Pop Festival
Datum: 10.08.2017
Dauer: 45min
Zuschauer: Spiegelzelt ca. 650


Alynda Segar ist kein Riese. Nein, im Gegensatz zu den Bildern auf der aktuellen CD "The Navigator", ist sie wirklich sehr klein. Aber sobald sie mit ihrer Band die Bühne betritt, wird sie zum Riesen. 

Sollte ich dieses Jahr nur ein Album empfehlen, "The Navigator" wäre meine Wahl. Dabei handelt es sich hier nicht um das jahrelang vorbereitete erste Album einer jungen Künstlerin.

Hurray the Riff Raff sind eine echte Band und haben schon diverse CDs veröffentlicht. Doch "The Navigator" ist anders, drängt den folkigen Anteil von früher zurück, ist wütend und politisch und musikalisch brillant. 



Es enthält viele Zeilen, die die Spaltung der USA schon vor der Wahl zeigt (das Album war beim Amtsantritt von Trump schon fast fertig). Alynda selber ist halb Puerto Ricanerin und halb New Yorker Girl, wie sie gerne betont und diese beiden Herzen schlagen auch in ihrer Brust.

Die Texte handeln in Erinnerung an gute Zeiten und den Ärger über die jetzige Lage an Bruce Springsteen, enthalten Sehnsucht und sprudeln vor Ideen und großartigem Songwriting. 



Kein Wunder also, das die Band bei ihrem Gig im Spiegelzelt voll auf das neue Werk setzt. Alynda selber hält den Laden perfekt zusammen, spielt entweder mit einer, für sie, riesigen Gitarre oder gibt mit langem Mikrofonkabel den domestizierten Eisbär und wandelt ohne Unterlass über die kleine Bühne. 

"Nothing`s gonna change that girl" kommt noch trotzig daher, doch "The Navigator" und "Living in the City" zeigen das neue Selbstbewusstsein der Band. 



"Today I feel weak, but tomorrow I’ll feel a queen, I was raised by the street, do you know what that really means ?" Danach wird es noch direkter, noch treibender, Palan`te: "Colonized, and hypnotized, be something. Sterilized, dehumanized, be something, Well take your pay and stay out the way, be something. Ah, do your best, but fuck the rest, be something". 



Das Zelt geht mit und Alynda kündigt sofort die Zugabe an. Ein Song des einzigen "Boss" dessen Regeln sie befolgen würde, solle folgen: Bruce Springsteen. Und so schließt sich der Kreis (wenn die Richtung stimmt) mit einer fulminanten Version von "Dancing in the dark".

Die Band spielt Anfang November noch im Berliner Privatclub, beim Rolling Stone Weekender und in den Niederlanden.

Fotos: Denis Schinner/ Michael Graef-Lowlands

Aus unserem Archiv:
Hurray For The Riff Raff, Karlsruhe, 20.09.12


Freitag, 25. August 2017

The Afghan Whigs, Haldern Pop Festival, 12.08.2017

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Konzert: The Afghan Whigs
Ort: Haldern Pop Festival
Datum: 12.08.2017
Dauer: 75 min
Zuschauer: ca. 6.500 ausverkauft





1996 spielten die Afghan Whigs bereits auf dem Haldern Pop Festival. Für mich war es damals der erste Besuch, Mitteilungen über das Line-Up oder gar Uhrzeiten gab es damals ohne Internet nur spärlich. 

Es war noch drei Jahre vor Boris Becker "Ich bin drin"-Kampange, nur mal so zur Einordnung. Tageskarten gab es damals noch, also mit dem Shell-Atlas spontan ins Auto gesprungen (Blumfeld und Tocotronic spielten am selben Tag, da konnte ja nichts schief gehen) und auf in die Provinz. 

Wahrscheinlich haben die alten Haldener damals genau so komisch auf die Bühne geschaut wie ich heute, wenn Clueso auf dem Haldern spielt. Aber so ändern sich halt die Zeiten. Ob aber Clueso in 21 Jahren noch so einen Auftritt hinlegen wird wie die Afghan Whigs 2017, warten wir es ab.

Auf jeden Fall verbindet den Veranstalter die gleiche Liebe zur Band wie mich. Die Whigs waren für mich live immer eine Institution, fantastische Auftritte im Paradiso/Amsterdam und beim Pukkelpop hatte ich schon gesehen. Trotzdem war dieser Tag damals etwas ganz besonders. 



Seitdem hat Sänger Greg Dulli bereits sechs Auftritte am Niederrhein absolviert. Die Whigs lagen ja lange Zeit auf Eis, da kam er eben mit den Twilight Singers oder Mark Lanegan vorbei. Nach der Best of..Comeback-Tour als Headliner in Haldern 2012 nun, zwei neue Alben später, noch eine Einladung. 

So sehr mir die früheren CDs immer noch präsent sind, so ist leider bei den neuen Songs der schwüle Soulanteil etwas verloren gegangen. Auch live zielt es etwas mehr in die reine Rockecke. Cello, Geige und Piano sind nicht mehr so gefragt wie früher. Auch Dullis Stimme ist heute etwas brüchig, die "Baaaby"-Schreie sind nicht ganz so lang wie sonst. 



Das alles ist aber kleinkarierte Fansicht. Als Band machen sich die Whigs auf der Bühne, die in Haldern ja nur noch selten laute Gitarren zulässt, immer noch hervorragend. Der unglaublich coole Riesenbass von John Curley, Dullis immer noch aufregende Mischung aus Troubleshooter und Dandy, dazu mit Patrick Keeler (Jack White/ The Raconteurs) einen der besten Schlagzeuger der Welt, das klingt richtig gut. 

Blindes Verständnis ist Ehrensache, doch leider liegt auf der Tour der schwere Schatten durch den Verlust von David Rosser, der kurz vorher an einem Krebsleiden verstarb. Im zu Ehren gibt es eine Coverversion (große Tradition bei den Whigs), diesmal "Last Goodbye" von Jeff Buckley. "This is our last goodbye, I hate to feel the love between us die. But it's over. Just hear this and then I'll go. You gave me more to live for. More than you'll ever know."

Außerdem auch noch Rossers Lieblingslied "You want love" von der Band Pleasure Club, einen Song den die beiden schon immer einmal covern wollten. 



Dann dreht die Band aber wieder magisch am Regler, steigert den Druck und die Emotionalität von einem tollen "Algiers" zu den heute Abend wenigen, alten Hits. Dulli wollte wahrscheinlich einfach nicht nochmal fast den selben Set abliefern, wie vor fünf Jahren. 

Er ist zurecht stolz auf die neuen Songs, und die Band muss gerade nach dem Verlust des Gitaristen nach vorne schauen. Trotzdem gibt es noch "It kills", "Something hot" und "Going to town", diesmal in einer Pianoversion.



Bonnie Raitt schaut auch noch vorbei: "I can`t make you love me" passt mal wieder perfekt in Dullis Song-Schema. 

Mittlerweile ist es dunkel über dem Reitplatz. Der diesmal weiße, riesige Vorhang strahlt vor den schwarzen, dröhnenden Verstärkern und wirft das Feedback zurück in die Zuschauer. 

Ein letztes Aufbäumen, wie immer. "Faded", Dullis "Purple Rain" muss noch folgen, wie eigentlich bei jedem Konzert. Der Song enthält eine Zeile, die sich in mein Gehirn gebrannt hat, damals 1996. 

Er singt sie immer noch wie früher. Ruhig aber mit der Inbrunst, die mir selbst bei jedem Hören von CD immer Gänsehaut bereitet: "If I go bad.  From time to time. Love to love, but love is not my only crime". Dann wieder ein langgezogenes "Baaaaby"...es möge niemals enden...

Fotos: Denis Schinner



Dienstag, 22. August 2017

25. Lowlands Festival, Biddinghuizen, Niederlande 18.08.-20.08.2017

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Konzert: Lowlands Festival
Ort: Biddinghuizen
Datum: 18.08.-20.08.2017
Dauer: 3 Tage
Zuschauer: 55.000 ausverkauft


25 Jahre Lowlands 

Kein anderes Festival hat mich je so begeistert und meinen musikalischen Horizont immer wieder gefordert. Bei meinem ersten Besuch 1997 spielten mit Blur, The Chemical Brothers, Eels, Pavement, Deus und Mogwai schon mehr interessante Bands, als es ein Wochenende hätte fassen können. 

Bei der Heimfahrt jedoch rieben wir uns die Augen. Es war das Ganze, perfekt arrangierte und auf zufriedene Besucher ausgerichtete Festival selbst, und nicht nur die Bands auf die wir uns so lange gefreut hatten, das uns schlaftrunken zurückließ. 

Seitdem habe ich (außer durch Sommergrippe) keine Ausgabe mehr verpasst. 

Die Niederländer und Veranstalter MOJO zeigten von Jahr zu Jahr, mit welchem Aufwand die bereit sind, drei Tage Festival zu etwas wirklich besonderen werden zu lassen. Als geborene Optimierer verändern sie das Gelände und die Lage der Eingänge und Zirkuszelte jährlich. Nie gibt es Stillstand, alles ist wichtig. 


Und so verwundert es nicht, dass gerade in diesem Jahr der großen Sicherheitsoffensive gerade das Lowlands wieder einen komplett anderen Weg sucht. Erstmalig gab es zwischen Campingplätzen und Festivalgelände faktisch keinerlei Kontrollen mehr. Lediglich Glasflaschen und große Taschen wurden verweigert. Diese kleine, aber feine Veränderung sorgte für ein noch unbeschwerteres Flanieren ohne jegliche Wartezeit vom Zelt zum Lieblingskünstler. 

Die nächste große Veränderung zum Jubiläum waren die komplett neuen beiden größten Bühnen "Alpha" und "Bravo". Beide exclusiv fürs Lowlands neu erdacht und erbaut, steht man nun unter fast 25 Meter hohen Kuppelbauten, wovon eine eher an einen offenen Hangar, die andere an ein riesiges Kirchenschiff erinnert. Mit diesen beiden, fantastisch klingenden und auch für riesige Leinwände und Lichtshows ausgerüsteten Mega-Bühnen ist das Festival wieder anderen großen Playern in der Festivallandschaft um Jahre voraus. 



55.000 Zuschauer, auf der Ticketseite "Ticketswap" suchten alleine noch mindestens 13.000 Menschen eine Karte, klingt erstmal gewaltig. Auf dem unfassbar großen Gelände, incl. Saunainsel und diversen Kunstaktionen, fällt der Gigantismus allerdings wenig auf. Da das Programm grundsätzlich früh beginnt und nachts/morgens nicht vor 5.00 Uhr endet, verteilen sich die Steher und Schläfer über die kompletten 24 Stunden eines Tages. 

Berichten will ich wieder nur vom Musikprogramm. Für alle anderen Aktivitäten war sowieso wieder keine Zeit. 



Der Freitag startet mit Feist noch gemütlich. Der Auftritt vor 5 Jahren hier an gleicher Stelle gefiel mir wesentlich besser. Heute wirkt die Band noch etwas steif und unrund. Feist selber ist neben einem absoluten Fotoverbot auch sonst etwas schlecht gelaunt oder einfach übermüdet. Richtige Stimmung will da nicht aufkommen. Zumal die neuen Songs doch etwas spröde daher kommen. 

Gewartet wird vom Publikum daher auf die Hits, von denen 1234 natürlich wieder nicht gespielt wird. Weiter geht es zu der, in diesem Jahr bereits für ihre Konzerte hoch gelobten Solange. Auch hier waren keine Fotos erlaubt.

Hier stimmt im neuen "Bravo" erst einmal alles. Eine beeindruckende Bühnendekoration im Japanstil: weißer Vorhang und roter Kreis glüht schon vor, da betreten die ersten Tänzer auch schon die Bühne, Zwei Trompeter kommen dazu und am Ende gleitet Solange nach vorne. So sollte man es wirklich nennen, denn die Künstlerin wird während des kompletten Auftritts nur fließende Bewegungen vollziehen, was auch zum tänzerischen Konzept der Begleitmusiker und Sängerinnen am Besten passt. Ein wirklich toll choreografiertes Stück Konzert, leider ist die Musik dazu doch arg fade. 

Tempowechsel sind kaum vorhanden, selbst die Trompeter fungieren eher als Tänzer, denn als treibende Kraft. Vielleicht einfach nicht meine Musik, das Zelt leerte sich allerdings zur Mitte des Sets spürbar, evtl. ging es ja doch einigen genau so wie mir. Bestimmt hätte das ganze in einem kleinen Theatersaal fantastisch gewirkt, hier verpuffte die ruhige Show von Beyonces Schwester unter dem großen Kuppeldach leider etwas.

 Die beiden weiteren, großartigen Freitagskonzerte von Iggy Pop und The XX folgen als Einzelberichte in den nächsten Tagen. 

Der Samstag startet nach den üblichen Yoga/Politik und Kulturprogrammen am frühen Mittag mit Hauschka. Der kann aber trotz des Oscar-Vorschusses für den Film "Lion" hier nur wenige begeistern. Anders als zum Beispiel Nils Frahm ist das Set leider nicht besonders abwechslungsreich. Dazu ist das Zelt nicht bestuhlt, so dass die volle Stunde doch leider etwas arg lang wirkt. 

Also schnell weiter zu Ben Howards neuen Band A Blaze of Feather die in Haldern ja einem Sturzregen zum Opfer gefallen war. Sehr schade eigentlich, denn live war das hier ganz hervorragend. Howard selbst kauert dabei die ganze Zeit nur am hinteren Bühnenrand sitzend vor seinem Verstärker und spielt versunken Gitarre. Was aber vor ihm passiert ist wirklich toll. Wirkte hier die CD noch etwas sehr getragen, entfaltet sich die Band live wie kaum eine andere. Überall gibt es etwas zu sehen, die drei! Gitarren sind herrlich klar abgemischt und ergänzen sich perfekt, statt im Soundbrei zu versinken. 

Hier gelingt es einer Band, die Spannung 60 Minuten ohne echten Hit hoch zu halten. Grandios. Am Ende Zugabenrufe, aber die fertigen Songs waren alle gespielt. 

Der junge Sampha hat es danach schwer, gemessen an seinem super Song "Like the Piano" wirkt das restliche Set und die Show in Ballonseideanzügen wie eine Kopie aus dem aktuellen US-R&B Trap Baukasten. 





Der danach folgende Auftritt von Alt-J erhält ebenfalls bald einen eigenen Bericht. Daher direkt zu Elbow, die hier das Ü30-Publikum begeistern.

Da wird gesungen und geklatscht, Paare verschmelzen in Partnerjacken zu Nacktschnecken und Guy Garvey nimmt die Aufforderung zum Zeremonienmeister gerne an und veranstaltet ein großes Manchester-Singalong.



Das mag jetzt sehr abwertend klingen, ist es aber nicht. Diese Rahmenbedingungen sind einfach bei einem Elbow Konzert zu ertragen. Sobald aber Songs wie "Lippy Kids" oder "One Day like this" erklingen , schließt man einfach die Augen und lauscht den meist leisen Arrangements dieser, mittlerweile seit 20 Jahren bestehenden Band, und genießt im Stillen. 



Danach ein böser Platzregen, der aber fast wie gerufen kam. Die Editors spielten zum großen Tanz auf aber irgendwie will das ja, außer in den Niederlanden, kaum noch einer sehen. Hier werden wie so oft Konfettikanonen mit echten Gefühlen verwechselt, also lieber den Abend bei einem Gehaktballen und netten Gesprächen gemütlich ausklingen lassen.



Der Sonntag wurde wegen fehlender Urlaubstage dann etwas beschnitten. Zur Frühstückszeit spielte Hurray for the Riff Raff ein fulminantes Set. Auch hier wird es einen Bericht mit mehr Details geben. Für mich, die Band und das Album des Jahres. 

Tash Sultana zog kurz darauf die Massen an, zurecht. Wie bereits beim Down the Rabbit Hole Festival zeigt sie ihre ganze Klasse und mit "Jungle" hat sie bereits einen Riesenhit in den Niederlanden. 

Der Geheimauftritt von Triggerfinger ist nicht mein Ding, also weiter zu At the drive in. Dazu nur soviel: Wer seinen alten Lieblingen dabei zusehen wollte, wie sich Sänger Cedric Bixler-Zavala hinter seinen hohlen Fake-Verstärkern (zum umwerfen und draufspringen) abwechselnd am Luftbefeuchter oder der Teemaschine versuchte (kein Witz), war hier richtig. 

Auch wenn die Band fantastisch aufspielt, bietet sich hier ein Trauerspiel früherer, selbst entworfener Ansprüche und Ansichten. Verurteilen will ich es nicht, schade ist es trotzdem.

Danach noch First Aid Kit als Belohnung für ein tolles Wochenende, Die Schwedinnen werden immer besser, covern hier sogar Kenny Rogers "The Gambler" und spielen ihr umwerfendes "Emmylou". 



Besser konnte es nicht werden (mussten wir uns auch wegen der Rückfahrt einreden), daher fielen Cashmere Cat, Nicolas Jaar und Mumford & Sons leider für uns aus. 


Es bleibt ein irres Wochenende voller Reizüberflutung, wobei der Schwerpunkt auf Grund des Jubiläums diesmal auf den etablierten Acts lag. Normalerweise ist das Programm auch im unbekannteren Bereich viel interessanter besetzt. Aber das wird sich sicherlich nächstes Jahr wieder ändern.

Fotos: Michael Graef 


 

Konzerttagebuch © 2010

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